In dieser neuen Rubrik, könnt Ihr hinter die Kulissen des Institutsalltags blicken. Bei „WiMis erzählen“ geht es darum zu erfahren, was wissenschaftliche Mitarbeiter:innen am Moja-Institut eigentlich machen, wenn sie nicht gerade ein Seminar halten. Ihr bekommt spannende Einblicke in die Forschung und auch ein paar lustige Fakts! Heute starten wir mit der Mitarbeiterin Julia S. Zhu, die ein paar Fragen für Euch beantwortet hat.
Kannst du dich kurz selbst vorstellen?
Hallo liebe Studis, ich bin Alumna der Regionalstudien Asien/Afrika der Humboldt-Universität zu Berlin und nun am Düsseldorfer Institut für Modernes Japan. Als Regionalwissenschaftlerin sind neben der Japanologie weitere meiner Interessensgebiete die Linguistik, Transkulturalität und Poetologie. Nebenbei interessiere ich mich in meiner Freizeit für Elektrotechnik und Computerbau.
Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei dir aus?
Mein Arbeitstag wird meist morgens und/oder abends von einer Gassirunde mit meinem Hund umrahmt. Im Büro fachsimpel ich während der Arbeit animiert mit meinem Tischnachbarn Hr. Heller über die Forschung, Lehre, das Leben und die Philosophie und verlebe so jeden Arbeitstag sehr glücklich.
Wie kamst du zu dem Thema?
Tatsächlich habe ich bisher zu Lyrik und klassischer Poetologie geschrieben. Meine Dissertation widmet sich nun der Aufarbeitung von ASD (Autismus-Spektrums-Störung, zu Deutsch „ASS“) in japanischer Selbsthilfe- u. Populärliteratur. Ich hatte das Gefühl, dass eine solche Forschung direkter zum gegenwärtigen menschlichen Miteinander beiträgt statt nur meinem eigenen Interesse zu fröhnen. Ich befinde mich zudem derzeit selber in der Erwachsenendiagnostik.
Was war dein schönstes Erlebnis während dieses Jobs?
Anno Domini 2023. Herbst. Rein zufällig sind alle Hunde des Personals zur gleichen Zeit am selben Ort im Büro. Das ist nie wieder passiert. Als Tierfreund ist mein Herz an diesem Tag ein Stückchen gewachsen. Auch, wenn sich alle drei Hunde gegenseitig gehasst haben.
Gibt es etwas, was dich manchmal in den Wahnsinn treibt beim Forschen?
Ich habe sehr gemischte Meinungen zu (wirtschaftlichen) Zugriffsbeschränkungen auf Texte oder die Exklusivität fachwissenschaftlicher Vereinigungen, Tagungen, Organisationen etc., die natürlich Wissende inkludieren wollen – aber naturbedingt deshalb oft Nichtwissende oder Fachfremde exkludieren. Dabei sollte Wissenschaft, so auch die Forschung, in erster Linie Wissen schaffen – also zugänglich sein und geteilt werden. Ich bin mir nicht sicher, wo man die richtige Balance zur Wissenschaftskommunikation findet.
Ich finde es jedoch verwerflich, wenn eine Parallelgesellschaft aus „Hochgebildeten“ entsteht, deren Vereinsmitgliedschaft durch einen elitären Anspruch auf vermeintlich höhere Intelligenz oder Sozialschicht definiert wird und dies in vielen Einladungs-basierten Konferenzen ohne wirkliche Outreach-Arbeit mündet. Forschung sollte öffentlich und inklusiv sein, um Gesellschaft und Welt auf einen ähnlich hohen Erkenntnisstand zu heben. Ich meine das sogar weniger politisch und eher humanistisch – Denn ohne Teilhabe an der Welt existiert man nur parallel zu ihr.
Was sind deine Aufgaben im Mittelbau?
Ich bin derzeit für die Studieninteressiertenberatung und das Backend von Website und Blog zuständig – aka den IT Support.
Du gibst dieses Semester auch eine Lehrveranstaltung. Was findest du daran herausfordernd und was macht dir Spaß?
Das Thema „Autismus“ (ASD) ist hochaktuell und der allgemeine Kenntnisstand – sowohl medizinisch als auch gesellschaftlich – gefühlt jeden zweiten Tag überholt. Genauso ist das Thema unheimlich komplex; Bis vor kurzem erst galt z. B. AD(H)S laut ICD-10-GM nicht als Teil des Spektrums und bis heute ist die Symptomatik bei nicht-cismännlichen Personen unterrecherchiert, da historische Datensätze alle von Jungen/Männern stammten. Es ist unsere Aufgabe als Nichtmediziner bzw. japanologische Sozialwissenschaftlicher:innen, sog. „Störungen der sozialen Interaktion“ auf dieser „sozialen“ Ebene nachvollziehbar zu machen. Ich bin sehr gespannt darauf, was die Studis dazu denken.
Erzähl uns einen Geheimtipp in Japan!
Die Gegend um die Seto-Inlandsee im Süden ist so wunderschön wie sie auch international ist. Ich empfehle außerdem, von Japan aus nach Taiwan weiterzureisen. (Ein guter „Japan-Tipp“, ich weiß.)
Was machst du als erstes, wenn du wieder in Japan bist?
Hoffentlich erstmal unbeschadet ankommen. Das erste, was ich vor vielen Jahren jemals in Japan gemacht habe, war nämlich nach der Landung im Flughafenkrankenzimmer aufzuwachen.
Was würdest du MoJa-Studierenden raten, die sich für eine wissenschaftliche Karriere interessieren?
Ich bin so frei, sowohl die Frage als auch das Interview mit einem Zitat von Prof. Emily Bernhardt von der Duke University abzuschließen: „Everyone [in science] is smart. Distinguish yourself by being kind.“