Nachdem Tabea Hoffman am 28. Juli bereits vom Untertitelungsprojekt berichtet hat, geht es heute um die Nippon Connection. Im Rahmen dieses Festivals für japanischen Film wurde der von unserer Studierenden untertitelte Kurzfilm VOLTE-Face aufgeführt. Zwei Studentinnen, Tabea Hoffmann und Lea Simmert, konnten dabei sein und schildern ihre Eindrücke vom Festival.
Ein Bericht von Tabea Hoffman & Lea Simmert
Die Nippon Connection in Frankfurt fand in diesem Jahr endlich wieder vor Ort statt. Nachdem 202 und 2021 alles online lief, konnten vom 24.-29. Mai japanische Filmliebhaber auf dem japanischen Filmfestival wieder im Kino sitzen. Auch wir hatten die Chance nach Frankfurt zu fahren. Unter dem Thema STORIES OF YOUTH –COMING OF AGE IN JAPAN konnten wir Filme sehen, die junge Japaner:innen auf dem Weg ins Erwachsenenleben zeigten. Das Highlight der Nippon Connection war der Kurzfilm ”Volte-Face”, den wir im Seminar bei Frau Dr. Oberwinkler und dem Team der Japan Visual Media Translation Academy (JVTA) mit Untertiteln versehen hatten. Der Regisseur Kanshi Iwasaki zeigt ein junges Künstler:innnen-Paar, welches auf dem Weg ihre Karriere voranzutreiben, mit Konflikten konfrontiert werden. Nach wochenlanger Arbeit mit mehreren Überarbeitungen konnten wir die vollendeten Untertitel im Kino mit Publikum sehen. Aber lest selbst mehr über unsere Erfahrungen auf der Nippon Connection.
Tabea Hoffman:
Meine Reise nach Frankfurt und zum Nippon Connection Festival startete am Mittwoch, den 25. Mai. Nach einem kurzen Abstecher zum Hotel, das freundlicherweise von dem Festival Team organisiert worden war und all meine Erwartungen übertraf, ging es zum Künstlerhaus Mousonturm. Trotz Komplikationen konnte ich endlich meinen grünen Filmmaker Gästeausweis sowie eine Goodie Bag und ein T-Shirt mit dem diesjährigen Festival-Motiv in meinen Händen halten. Leider schaffte ich es zeitlich nicht, abends noch einen Film anzusehen, weshalb ich nach Abendessen und Erfrischungsgetränk zum Hotel zurückkehrte.
Donnerstags stand jedoch mehr auf meinem Programm. Um 11:30 Uhr besuchte ich einen spannenden Einstiegsvortrag zu japanischem Spielzeug im Wandel der Zeit von Dr. Viktoria von Aschenfeld. Gezeigt wurden insbesondere Bilder verschiedener Puppen, die man im hessischen Puppen- und Spielzeugmuseum in Hanau betrachten kann. Die japanische Sammlung besteht hauptsächlich aus Geschenken des Partnermuseums Warakeban in Tottori. Beeindruckend waren vor allem die alten prachtvollen Gewänder einiger Puppen, die mit feinster Sorgfalt von Hand gefertigt waren.
Nach einer Kaffeepause startete mein erster Film: „What She Likes…“ von dem Regisseur Shogo Kusano. Der Film handelt von dem Oberschüler Jun, der damit kämpft, seine Homosexualität und die Affäre mit einem verheirateten Mann zu verbergen. Darum geht er eine Alibi-Beziehung mit seiner Klassenkameradin und Boys Love-Fan Sae ein. Die Geschichte bietet einen gefühlvollen Einblick in das Leben und die Probleme queerer japanischer Teenager. Insbesondere die Darstellung Juns internalisierter Homophobie war bewegend. Auch die weibliche Hauptfigur Sae beweist, trotz einiger Klischees, dass sie nicht auf ihr fujoshi-Dasein* reduziert werden kann. Anschließend hatten wir die Chance per Zoom-Call mit dem Regisseur zu sprechen und reichlich Fragen zu stellen.
Abends besuchte ich die Ausstrahlung von „Let me hear it barefoot“. Doch was als sanfte, nostalgische Story begann, endete tragischerweise mit falschen Entscheidungen, zwei Toten, Gefängnis, und keinem Happy End. Meine Enttäuschung verflüchtigte sich schnell am Freitagvormittag, als ich mich in Ryusuke Hamaguchis Film „Wheel of Fortune and Fantasy“ setzte. Der Film besteht aus drei aneinandergereihten Kurzfilmen, in denen nur zwei oder drei Charaktere vorkommen. Die lustigen Wendungen und Überraschungen kamen beim Publikum super an und die zwei Stunden vergingen in Windeseile.
Die Namen unserer Studierenden im Abspann.
Am Nachmittag liefen im NAXOS Kino endlich die zwei Kurzfilme „GOODBYE!“ und „Volte-Face“, die jeweils von Studierenden der Universität Gent und unserem Kurs untertitelt worden waren. Die finale Version auf der großen Kinoleinwand, anstatt nur auf meinem PC-Bildschirm, zu sehen, war ein äußerst zufriedenstellendes und unvergessliches Gefühl. Obwohl nicht viele Zuschauer:innen im Saal war, gab es genügend interessante Publikumsfragen, bei denen wir und die zwei Studentinnen aus Gent unsere verschiedenen Eindrücke während des Übersetzungsprozesses teilen konnten. Noch ein kleiner Zwischenstopp am Takoyaki Stand und dann musste ich, mit vielen großartigen Erinnerungen im Gepäck, leider schon wieder zurück zum Frankfurter Hauptbahnhof.
*Fujoshi (verdorbenes Mädchen) ist ein ursprünglich abwertend verwendeter Begriff für weibliche Fans Boy’s Love Genres. Dabei handelt es sich um Manga, Anime und Romane, die romantische bis erotische Beziehungen zwischen männlichen Charakteren thematisieren. Der Bergriff wird zunehmend auch von den Fans selbst genutzt und positiv umgedeutet. [Anm. d. Red.]
Lea Simmert:
Am Donnerstag erreichte ich Frankfurt und erhielt bei meiner Ankunft auf der Nippon Connection gleich einen Gästeausweis. Dann ging es schon los mit dem ersten Film „The End Of The Pale Hour“ von Hana Matsumoto. Die Regisseurin zeigt den Einstieg japanischer Studenten ins Berufsleben und deren auch oft unerfüllten Wünschen an ihre Karriere. Im Live-Interview direkt im Anschluss an den Film wurde nochmal deutlich, dass sie mit den namenlosen Protagonisten alle jungen Menschen repräsentieren möchte. Viele japanische Regisseure konnten leider nicht nach Frankfurt kommen, allerdings war ich sehr erfreut, dass sich einige über Zoom einschalteten und unsere Publikumsfragen beantworteten.
Am Freitag war es so weit. Nachdem ich den Dokumentarfilm „Target“ von Shinji Nishijima angeschaut hatte, sahen wir die Kurzfilme GOODBYE! und den von uns untertitelten Film VOLTE-FACE. Es war ein schönes Gefühl die vollendete Arbeit des ganzen Kurses auf der Leinwand zu sehen. Ich sah den Kurzfilm noch einmal mit neuen Augen. Den eigenen Namen im Abspann zu sehen, machte außerdem ein wenig stolz. Im Anschluss standen wir für Fragen bereit und ich war sehr erfreut, dass einige Zuschauer großes Interesse an unseren Erfahrungen zeigten.
Den Tag beendete ich mit der Komödie „The Sunday Runoff“ von Yuichiro Sakashita. Comedy aus anderen Ländern ist oft schwierig, aber bei diesem Film lachte nicht nur ich im Publikum. Samstag war für mich der letzte Tag, den ich mit einem Workshop für japanisches Literaturübersetzen begann. Ursula Gräfe konnte uns mit ihren Erfahrungen als Übersetzerin, für zum Beispiel Haruki Murakami, wertvolle Tipps zum Übersetzen geben. Zusammen übersetzten wir als Übung einen Teil aus „Drive My Car“ von Murakami. Die zwei Stunden mit Frau Gräfe waren sehr interessant und gingen entsprechend schnell vorbei.
Der letzte Film auf der Nippon Connection war „The Asadas“ von Ryota Nakano. Ein sehr gelungener Film über das Leben eines japanischen Fotografen. Mit einem Lächeln und Tränen in Erinnerung kann ich diesen Film nur weiterempfehlen.
Wir bedanken uns herzlich bei Frau Dr. Oberwinkler, JVTA und dem Nippon Connection Team für die Organisation, sowie diese einmalige Chance das Festival und unser Projekt hautnah auf der Kinoleinwand mitzuerleben!
[…] August haben Tabea und Lea bereits über ihre Erlebnisse beim 22. Japanischen Filmfestival Nippon Connection berichtet. Zur gleichen Zeit war ich ebenfalls auf dem Filmfestival in Frankfurt, denn von März […]