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Interkulturelle Kommunikation im Kleinen – Das Sprachtandem

Ein Beitrag von Sandrina Pichowsky

Tipp: Einen Tandempartner oder eine Tandempartnerin kann man z.B. über einen Aushang an den schwarzen Brettern der Uni finden. Außerdem hilft unsere Sprachlektorin Kaori Fujita gerne bei der Suche.

Makiko, Marius, Kathrin und Tomoko beim Japanisch essen

„Tandem? Was ist das denn?“, wird es wohl den meisten Modernes-Japan-Studierenden durch den Kopf gegangen sein, als sie zum ersten Mal von diesem Begriff gehört haben. Manch einem wird vielleicht auch der Gedanke an das berühmte Zweisitz-Fahrrad eingefallen sein. Das Prinzip funktioniert auch so ähnlich. Man trifft sich mit einem Muttersprachler einer Sprache (in diesem Artikel einem/r Japaner/in) und bringt sich gegenseitig die eigenen Muttersprachen bei. Diese Art zu lernen ist allerdings nicht auf persönliche Treffen beschränkt, man kann es auch per E-Mail, Video-Chat oder Telefonat ausüben. Das schauen wir uns Mal am Beispiel einiger Studenten unseres Instituts und deren Tandempartnern an.

Warum haben sie sich für das Tandem entschieden? „Ich finde das Tandem ist eine gute Möglichkeit Japanisch zu lernen, ohne dafür nach Japan fliegen zu müssen.“ meint Sina, 21. Der praktische Erwerb der Sprachkenntnisse außerhalb der Universität bewegte die meisten dazu, an einem Tandem teilzunehmen.  Kathrin zum Beispiel wurde von einem Kommilitonen darauf gebracht sich eine Tandempartnerin zu suchen. Mittlerweile hat besagter Kommilitone das Studium abgebrochen, aber sie ist immer noch dabei. Sie trifft sich mit ihrer Tandempartnerin schon seit 1 ½ Jahren jeweils einmal die Woche und ist noch immer begeistert: „Tandem ist wirklich etwas fürs Herz! Es kann durchaus zeitintensiv sein, aber man bekommt auch viel zurück.“ Da es für sie und Makiko, ihrer Tandempartnerin, das erste Tandem war, mussten sie erst für sich herausfinden wie sie am besten miteinander umgehen sollten. Hauptsächlich führen die beiden ein nettes Gespräch miteinander, obwohl Kathrin sich besonders am Anfang noch Fragen überlegt hat, die sie Makiko gestellt hat. Sie treffen sich auch so, zum gemeinsamen Kochen oder Eis essen.

Soya und Vera beim Tandem

So gut wie alle Befragten sprachen davon, dass sich ihre Unsicherheiten in der japanischen Sprache nach einigen Treffen bedeutend gelegt hatten. „Ich wäre durchaus in der Lage einem Japaner etwas im Notfall erklären zu können“, bestätigt Vera. Sie und ihr Tandempartner fanden sich über einen Aushang am schwarzen Brett in der Universität. Sie unterhielten sich zum Beispiel über den unterschiedlichen Aufbau von deutschen und japanischen Häusern. Soya, ihr Tandempartner, kam eher zufällig nach Düsseldorf, um hier an der Kunstakademie zu studieren. Ihm fiel es am Anfang schwer, sich an Deutschland zu gewöhnen, aber mittlerweile hat er sich eingewöhnt. Das Tandem, von dem er von Freunden gehört hatte, gefällt ihm sehr gut. „Endlich kann ich Deutsch üben. An der Akademie komme ich eher selten dazu. Dort spreche ich meist nur Englisch.“ Er empfindet Deutsch Lernen als schwer, allen voran da es so „anders klingt als Japanisch“ und der Satzbau sehr verschieden ist. Jedoch die größte Schwierigkeit für die beiden ist es, ihre unterschiedlichen Zeitpläne zu koordinieren. „Das Tandem war eine gute Entscheidung“, erklärt Soya und beide wollen sich auch weiterhin treffen.

Katharina hingegen muss diesen Schritt erst noch tätigen. Sie steht kurz vor ihrem ersten Treffen mit ihrer Tandempartnerin und ist schon sehr gespannt, wie es sich entwickeln wird: „Ich hoffe, ich kann von meiner Tandempartnerin mehr über Japan und die Japanische Kultur lernen.“

Shigeru beim Korrigieren

Das Ende für seine Tandemaktiviäten in Deutschland rückt für Shigeru, 38, immer näher. Er wurde vor 4 Jahren nach Deutschland versetzt und blickt der baldigen Rückkehr nach Japan im Herbst etwas wehmütig entgegen: „Bevor ich nach Deutschland kam, kannte ich schon einige deutsche Produkte, auch von Berufswegen her“ – er ist Testfahrer – „wie zum Beispiel BMW, Mercedes Benz und Porsche.“ Er nimmt an einem Englisch/Japanisch–Tandem teil, da er gerne mit Menschen aus der ganzen Welt kommunizieren möchte. Seine Tandempartnerin, eine Deutsche, hat für ein Jahr in England gelebt und schien dafür geeignet zu sein. Mit ihr zusammen ist er auch nach Berlin gefahren, um etwas über die Geschichte der Stadt zu lernen.  Auf die Frage, welche Stadt in Deutschland ihm besonders gefallen hat, antwortete er: „Düsseldorf!“ Die Altstadt mit der Rheinpromenade, das leckere Altbier sowie die netten Leute hier, die er Dank des Tandems kennengelernt hat, haben es ihm angetan. Nachdem er nach Japan zurückkehrt ist, wird er anderen empfehlen nach Deutschland zu gehen, wenn für sich eine Chance besteht Auslandserfahrungen zu sammeln.

1 Kommentare

  1. Seminar Redenschreiben sagt

    „Der Umgang mit dem kulturellen ‚Anderssein’ wird als zentrale Fragestellung interkulturellen Lernens gesehen.“ (Leiprecht, Rudolph: Ansätze interkulturellen Lernens)

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