Im zweiten Beitrag zu „WiMis erzählen“ berichtet unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Ramona Rosalewski über ihre Arbeit, den Forschungsalltag und Eindrücke aus den Leben in Japan.
Kannst du dich kurz selbst vorstellen? (Wo hast du studiert/promoviert? Wie kamst du zur Japanologie?)
Mein Name ist Ramona Rosalewski und ich habe an der Universität Duisburg-Essen Ostasienwissenschaften mit den Schwerpunkten Japanisch und Wirtschaftswissenschaften studiert. Als Kind der 90er Jahre hatte ich meinen ersten Kontakt mit japanischer Popkultur ganz klassisch über Anime-Serien. Angefangen hat es mit dem Anime Heidi, ohne zu wissen, dass die Serie aus Japan kommt. Erst mit Sailor Moon habe ich den Bezug zu Japan hergestellt. Während meiner Gymnasialzeit habe ich mein Interesse an Japan und seiner Kultur durch Japanischkurse an der VHS vertieft. Da ich schon immer gerne Sprachen gelernt habe und das Interesse an Japan bis zum Abitur immer größer wurde, entschied ich mich für ein Studium der Ostasienwissenschaften.
Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei dir aus?
Ich bin am Institut neben meiner Lehre unter anderem noch für die Fachstudienberatung, Jobinformationsveranstaltungen/ KUBUS und Social-Media zuständig. Dementsprechend versuche ich, diese Aufgabenfelder und ebenso meine eigenständige Arbeit an meinem Dissertationsprojekt zu balancieren. Ich stoße dabei sicherlich auf ähnliche Schwierigkeiten wie die Studierenden, die eine Abschlussarbeit verfassen.
Was ist der Unterschied zwischen WiMi und Forschung? Wie versuchst du beides unter einen Hut zu bringen?
Ich versuche mein Themenseminar sehr nah an meinem Forschungsthema zu gestalten, damit ich mich auch in dieser Zeit gedanklich mit Nachhaltigkeitsthemen in Japan beschäftigen kann und so neue Anregungen für meine Dissertation generiert werden. Aber auch ich muss mich immer wieder motivieren, um an der Doktorarbeit kontinuierlich weiterzuarbeiten, das ist wahrscheinlich die größte Herausforderung. Wir organisieren dafür im Kollegium Co-Working-Sessions zum Schreiben und das funktioniert meistens ganz gut.
Worum geht es in deiner Forschung?
Ich beschäftige mich damit, wie das Thema „Nachhaltige Finanzen“ in Japan diskursiv konstruiert und von den AkteurInnen im Feld ausgehandelt wird. Ich habe dazu einerseits ExpertInnen-Interviews in Japan mit relevanten Personen aus dem Feld geführt, andererseits analysiere ich Primärmaterial anhand der wissenssoziologischen Diskursanalyse nach Reiner Keller.
Wie kamst du zu dem Thema?
Schon während des Bachelorstudiums fand ich das Thema Verantwortung von Unternehmen interessant und habe deswegen meine Bachelorarbeit über die Abgasskandale von Mitsubishi im Kontext von Corporate Social Responsibility-Berichten geschrieben. Da ich mich näher mit dem Thema Nachhaltigkeit in Japan beschäftigen wollte, habe ich anfangs versucht ein Feld zu finden, dass sich in den letzten Jahren dynamisch verändert hat und bin so auf den Bereich der nachhaltigen Finanzen in Japan gestoßen.
Was macht dir beim Forschen am meisten Spaß?
Ich war für meine Feldforschung für fünf Monate in Japan. Dabei hat es mir sehr viel Spaß gemacht, mit so vielen verschiedenen Leuten für meine Interviews in Kontakt zu kommen. Auch wenn es mir anfangs gar nicht so leichtgefallen war, auf die Leute zuzugehen, war ich positiv darüber überrascht, wie offen die Personen letztlich für mein Forschungsvorhaben waren.
Gibt es etwas, was dich manchmal in den Wahnsinn treibt beim Forschen?
Die Studierenden kennen es wahrscheinlich von ihren eigenen Abschlussarbeiten: wenn man sich länger allein mit einem Thema beschäftigen muss, gibt es immer Höhen und Tiefen. Es hilft aber, wenn man Kontakt zu Personen hat, die in einer ähnlichen Situation sind, dann kann man sich gegenseitig wieder motivieren und unterstützen.
Du gibst dieses Semester auch eine Lehrveranstaltung. Was findest du daran herausfordernd und was macht dir Spaß?
In diesem Semester unterrichte ich ein sozialwissenschaftliches Themenseminar zum Thema „Nachhaltigkeit in der japanischen Wirtschaft“. Als Herausforderung in der Lehre empfinde ich es manchmal, alle Studierenden über das Semester hinweg zur aktiven Teilnahme zu motivieren. Ich schätze es aber auch sehr, wenn von Seiten der Studierenden ein Interesse am Thema und eine aktive Teilnahme besteht, dann ist die Lehre meiner Meinung nach am besten.
Was schätzt du am MoJa-Institut am meisten?
Ich schätze einerseits das freundliche und aufgeschlossene MoJa-Team am Institut. Die Zusammenarbeit empfinde ich als sehr harmonisch. Ebenso gefällt es mir bei den Lehrveranstaltungen oder durch die Fachstudienberatung in den Austausch mit den Studierenden zu kommen.
Hast du schon einmal in Japan gelebt? Wenn ja, aus welchem Grund und wie lange?
Ich habe insgesamt knapp über zwei Jahre in Japan gelebt. Einerseits im Auslandsstudium an der Kanagawa Universität, andererseits für ein Praktikum bei Bosch Japan. Neben dem Forschungsaufenthalt in Tokyo war ich auch öfters als Touristin in Japan unterwegs.
Erzähl uns einen Geheimtipp in Japan!
Es ist nicht wirklich ein Geheimtipp, aber wenn man sich für Zeichnen und Malen interessiert, gibt es einige Möglichkeiten in Japan. Ich war zum Beispiel ein paar Mal bei den Urban Sketchers in Tokyo, wo man sehr freundlich aufgenommen wird. Aber auch im Internet findet man viele weitere Möglichkeiten, wie zum Beispiel figürliches Zeichnen mit einem Modell vor Ort.
Urban Sketchers Zeichnungen von Ramona Rosalewski:
Was machst du als erstes, wenn du wieder in Japan bist?
Meistens gehe ich nach der Landung als erstes in einen Konbini und schaue, welche saisonalen Snacks und Getränke es aktuell gibt 🙂
Was würdest du MoJa-Studierenden raten, die sich für eine wissenschaftliche Karriere interessieren?
Die beste Möglichkeit, in den Universitätsbetrieb hineinzuschnuppern, ist meiner Meinung nach eine Tätigkeit als studentische Hilfskraft oder TutorIn. Das Institut organisiert auch wissenschaftliche Veranstaltungen und Vorträge, die einen Einblick in die wissenschaftliche Laufbahn geben können. Sprechen Sie auch andere wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an, um mit Ihnen Erfahrungen auszutauschen.
Ein Interview mit Ramona Rosalewski.