Bald steht Weihnachten vor der Tür. Wer schon auf der Suche nach Lesestoff für die Ferien (oder dem „guten Buch“ für den Wunschzettel) ist, findet vielleicht unter den drei Neuerscheinungen am Institut Alternativen, die Studium und Interesse gut verbinden: Von weiblichen Geistern über das Mutterbild in Frauenzeitschriften bis hin zu japanischer Populärkultur.
Lange schwarze Haare, weiße Kleider, schlaff herabhängende Arme – die weiblichen Geister des japanischen Horrorfilms sind zu Prototypen des Unheimlichen avanciert, die weltweit kopiert werden. Doch woher stammen diese Wesen und was treibt sie an? Elisabeth Scherer verfolgt in „Spuk der Frauenseele“ die Spur der Totengeister (yûrei) in der japanischen Kulturgeschichte und stößt dabei auf eine Fülle von Vorbildern u.a. aus Volkserzählungen, Kabuki-Stücken und Ukiyo-e. In der Analyse japanischer Geisterfilme zeigt sich ein dichtes Geflecht aus Überlieferungen und neueren Angstmotiven – wie etwa dem Verlust familiärer Strukturen, Gender-Konflikten und urbaner Vereinsamung.
Die Publikation „Nationalisierte Mütterlichkeit als Phänomen der Moderne“ von Julia Siep beschäftigt sich mit der Frage nach der Funktionalisierung von Mütterlichkeit zur Verwirklichung nationalistischer Ziele in drei exemplarisch ausgewählten Ländern, nämlich Japan, Deutschland und Italien in den 1930er Jahren. Anhand drei exemplarisch ausgewählter Frauenzeitschriften werden die Argumentationsstrategien analysiert, die es ermöglichten, Mütterlichkeit im Kontext extrem nationalistischer Regimes als nationale und kulturelle Besonderheit zu legitimieren. Bei den untersuchten Zeitschriften handelt es sich um die Katei (Japan), die N.S. Frauen-Warte (Deutschland) und Il Giornale della Donna (Italien).
Diese kulturwissenschaftlich angelegte Arbeit trägt insgesamt dazu bei, Konstruktionsmechanismen bestimmter Genderstrukturen und deren Verbindung mit den Kategorien Nation/Nationalismus und Kultur in der Vorkriegszeit herauszuarbeiten, die auch prägend für die Jahre nach 1945 waren und deren Auswirkungen noch bis heute zu spüren sind.
Japan-Pop boomt: Auf der ganzen Welt konsumieren junge Menschen Manga, verkleiden sich wie japanische Fantasy-Figuren und hören die Musik von „Visual-Kei”-Bands. Für die junge Generation in Japan ist die Populärkultur ein Mittel, ihre Lebenswelt zu reflektieren und ihr Lebensgefühl zum Ausdruck zu bringen. Medien wie Anime, Fernsehserien oder Computerspiel sagen viel über die Verfassung der japanischen Gesellschaft aus und sind deshalb zum Gegenstand ernsthafter Forschung geworden. Elf Studierende unseres Instituts zeigen im Band „Japan Pop Revolution“ mit ihren Analysen, wie brisante gesellschaftliche Themen in der Populärkultur reflektiert werden: Multikulturalismus, Identitätsbildung, Homosexualität, häusliche Gewalt, das Leben in sozialer Isolation (hikikomori). Dabei offenbart sich ein subversives Potential, das im Denken und Fühlen junger Japaner/innen tiefgreifende Veränderungen bewirken könnte. Die neun Aufsätze in diesem Buch geben aufschlussreiche Einblicke in die heutige japanische Gesellschaft – nicht nur für Fans der japanischen Populärkultur.
Alle drei Bücher sind im Sekretariat Modernes Japan (23.02, Ebene 02, Raum 82) zum vergünstigten Autorenpreis erhältlich.