Ihr habt die Collagen-Ausstellung vom 04.07 verpasst? Dann könnt ihr dies in diesem Artikel nachholen!
Im Rahmen des STM-Seminars „Künstliche Kontrastwelten in Japan – Eine Annäherung an die Zusammenhänge von Raum und Konsum“ von Mirco Heller haben die KursteilnehmerInnen zum Thema „Konsumräume“ eigene Collagen erstellt.
Auf dem Titelbild von links nach rechts: Vanessa Golly, Maja Latussek, Henry Schmitt, David Voges, Lieselotte Hahn, Tamara Dost, Laura-Antonia Hassels, Stefanie Krieger.
Weitere AusstellerInnen: Ilias Mimikos, Jasmin Pätzold, Nell-Marie Pieczkowski, Viktor van Duijn.
Henry Schmitt intendiert mit seiner Collage die zwischen (Konsum-)Räumen herrschende Dynamik hervorzuheben. Dabei beschäftigt er sich unter anderem mit der Symbolik von Transportmitteln, der Darstellung unterschiedlicher Konsumräume und der urbanen Arbeitswelt. Besonders im Fokus stehen hier Fluchtbewegung, Reisemotive und die Idealisierung von Erlebnisräumen.
Maja Latussek widmet sich in ihrer Collage dem Motto „Living the Japanese way” und geht der Frage nach, was es eigentlich heißt „Japanisch zu leben“? Dabei inszeniert sie am Beispiel der Marken Uniqlo und Muji ein „sauberes, minimalistisches und einfaches“ Bild, das mit Blick auf die japanische Gesellschaft die Vorstellung von Nachhaltigkeit und der Rückkehr zur Natur vermitteln soll. Aber auch selbst-exotisierende Elemente wie die Kirschblüten, den Ausschnitt des Bergs Fuji aus einer Werbung des Getränkeherstellers Kirin, den Essstäbchen und dem Blatt eines Ginkgo Baumes wurden in die Collage integriert. Im Kontrast dazu wurde rechts unten die „bunte und schrille“ sowie weniger minimalistische Seite des japanischen Konsums abgebildet.
Jasmin Pätzold drückt mit ihrer Collage den erlebnisorientierten Lebensstil der heutigen Zeit in Form von drei selbst erstellten Social-Media Beiträgen aus. Mit ihrem ersten Post beschäftigt sie sich mit der Bedeutung des Erlebens für das Individuum gemäß dem Motto: „Nur der, der viel erlebt, hat wirklich gelebt“. In ihrem zweiten Post thematisiert sie das Präsentieren des eigenen Intimlebens in der Öffentlichkeit und rückt die Frage in den Vordergrund, was unter diesen Umständen im Leben noch wirklich intim ist. In dem dritten Post wird der Konsum im Japan-Kontext in Form von Exotisierung und der Frage nach Authentizität behandelt. Einen besonderen Wert legt sie dabei auf die Zuspitzung des Kontrastes zwischen Alltag und Erlebniswelt in der modernen vernetzten Welt, wo der triste Arbeitsalltag verdrängt und die außergewöhnlichen Erlebnisse des Lebens präsentiert werden.
Nell-Marie Pieczkowski beschäftigt sich in ihrer Collage mit Themenparks, Erlebniskultur und Konsumräumen. Dazu hat sie beliebte Fahrgeschäfte auf einer grünen Wiese unter blauem Himmel platziert, um mittels der strahlenden Farben ein ideales Erlebnis zu vermitteln. Das Disney-Schloss im Mittelpunkt soll als Hauptattraktion und beliebtes Fotomotiv zum optimierten Erleben beitragen. Eine Bank an der Seite symbolisiere die kurze Ruhephase vor den nächsten Erlebnissen. Die BesucherInnen tragen eine VR-Brille, um zu zeigen, dass der Erlebnisraum Themenpark von überall aus erlebt werde kann. Ein Gedicht an der Seite greift zudem die Konstruktion von Warteschlangen mit dem Ziel des Schaffens einer Ekstase durch Hinauszögern des Erlebnisses auf.
Die Collage von Vanessa Golly beschäftigt sich mit den unterschiedlichsten Formen von Konsumräumen in Japan, die farblich angepasst an die bunte Blume im Zentrum angepasst sind. Das bunte und fröhliche Flowers-Motiv stammt von Takashi Murakami, der dies ursprünglich schuf, um die Traumata der Atombombenüberlebenden von Hiroshima und Nagasaki 1945 auszudrücken. Inzwischen wird es von der eigentlichen Bedeutung losgelöst auch in der Populärkultur verwendet. Die ausgewählten Räume im rötlichen Bereich thematisieren in Form von Uniqlo- und Muji-Geschäften sowie eines Schul-Izakayas den Aspekt des Zurückerinnerns gemäß „back-to-the-roots“. Die grün-gelblich angeordneten Beispiele zeigen unter anderem den Ghibli-Park mit einem Fokus auf die Verbindung von Erlebniskonsum und des Aspektes des Zurückerinnerns. Unter den blauen Farben finden sich weitere Freizeitwelten wie der Disney World und Huis ten Bosch sowie die Darstellung von Merchandise, die das Erleben intensiviere. Die Farben lila und pink fokussieren sich auf Intimräume wie Love Hotels und Maid Cafés.
Stefanie Krieger beschäftigt sich in ihrer Collage mit der Flüchtigkeit von Räumen, indem sie mit Tages- und Jahreszeiten arbeitet. Dazu bedient sie sich bewusst klischeehafter „japanisch/asiatischer kultureller Darstellungen“ und verarbeitet diese mit eskapistischen und exotisierenden Elementen.
Die Collage von Lieselotte Hahn bewirbt einen selbst erdachten Konsumraum, der aus dem Seminar besprochene Themenbereiche mit einem digitalen Raum vereint. Das von ihr gestaltete „Candyland“ ermögliche das digitale Erleben von Konzerten, Ausstellungen und Freizeitparks und bietet zusätzlich den Erwerb von zahlreichen Merchandising-Produkten. Besonders während der Corona-Pandemie habe die Bedeutung von Online-Konzerten, Online-Ausstellungen und Online-Spielen zugenommen. Diese digitalen Angebote bergen jedoch auch die Gefahr der (Selbst-)Isolation, dieser Kontrast soll durch die pink-farbenfrohe Gestaltung und die Referenz an Hikkikomri-Tendenzen bei der jüngeren Generation deutlich werden. So können die weitreichenden digitalen Angebote von „Candyland“, die neben popkultureller Unterhaltung wie Hatsune Miku auch Werbung für das Rotlichtmilieu präsentieren, bequem von Zu Hause genutzt und konsumiert werden.
Ilias Mimikos verarbeitet in seiner Collage unter anderem Reisemotive, den Reiz von saisonal limitierten Angeboten und Merchandising, sowie der Schaffung virtueller Räume in Form von VR-Videospielen.
Viktor van Duijn präsentiert in seiner Collage den Erlebnisprozess und das Schaffen eines Flow-Zustandes am Beispiel des Konsums japanischer Kulturangebote. Dazu widmet er sich der touristischen Erlebnisinszenierung und den individuellen Reisemotiven.
David Voges inszeniert in seiner Collage die Erlebnisdimensionen am Beispiel von Museen, Themengastronomie und Love Hotels in Japan. Dabei betont er die Bedeutung der Kreierung von Nostalgiegefühlen und den Einsatz von Medien zwecks Intensivierung des Erlebens bei Museen. Mit Blick auf die Gastronomie betont er das Schaffen einer Beziehung zwischen KundInnen und Personal, während bei Love Hotels das Schaffen eines diskreten Intimraums im Vordergrund der Inszenierung steht.
Tamara Dost entwirft mit in ihrer Collage ein eigenes Themencafé mit einem Kino-Theming und dem Motto: „Taste your favorite movie“. So bekommt man hier die bisweilen an den Filmen inspirierten Speisen und Getränke während der Filmvorführung serviert. Um eine an dem Film geknüpfte authentische Atmosphäre zu schaffen, werden Dekoration, das Design der Speisekarte und die Bekleidung des Personals thematisch abgestimmt. Das aktuelle Motto des Cafés ist „Alice in Wonderland“, wobei zur Begrüßung das gehetzte weiße Kaninchen oder der Hutmacher auf die KundInnen wartet.
Die Collage von Laura-Antonia Hassels thematisiert die drei Bereiche Love Hotels, Izakaya und Themenparks in Japan. Links liegt der Fokus auf den verlassenen Themenparks am Beispiel der geschlossenen Parks „Koga Family Land“ (1985), „Nara Dreamland“ (2006) und „Kejonuma Leisure Land“ (2000), bei dem auch Nachrichtenartikel über das Thema mit eingearbeitet wurden. Im unteren Bereich links beschäftigt sie sich mit Izakayas, während die rechte Seite der Collage Love Hotels darstellt, die ebenfalls wieder mit thematisch passenden Nachrichtenartikel ergänz wurden. Farblich soll die Collage mit ihrem roten Zentrum und meist weißlich gehaltener Farbgebung im äußeren Bereich an die japanische Flagge erinnern. Es wurde zudem mit Foto- und Normalpapier gearbeitet, um eine Art „Sinnüberflutung“ zu kreieren.