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Kunst im Reisfeld: Die Echigo-Tsumari Art Triennale

In der Präfektur Niigata startet am 29. April die achte Echigo-Tsumari Art Triennale (ETAT). Diese, alle drei Jahre stattfindende, Kunstausstellung zeigt bis zum 13. November 2022 moderne Kunst in ländlicher Umgebung. Im Jahr 2000 wurde die ETAT von Kitagawa Fram gestartet. Theresa Sieland, die bei uns am Institut promoviert, beschäftigt sich in ihrer Doktorarbeit mit der ETAT. Sie hat die Region mehrmals besucht und war auch als freiwillige Helferin dabei. Hier gibt sie einen kleinen Einblick in ihre Feldforschung.

Von Theresa Sieland
„Die Echigo-Tsumari Art Triennale gilt unter den zahlreichen nach der Jahrtausendwende etablierten Bi- oder Triennalen als das Ursprungs-Projekt neuer Revitalisierungsstrategien in Japan. Das inzwischen seit mehr als zwanzig Jahren in der ländlichen Region ausgerichtete Festival gilt als Paradebeispiel für die Kunstfestival-Bewegung des Landes, bei der der „Tsumari Approach“ des Art Directors Kitagawa Fram dazu beitragen soll, periphere Gebiete dauerhaft „wiederzubeleben“. Langfristig soll so ein Ort geschaffen werden, der gleichermaßen für Tourist:innen, jedoch auch die Langzeitbewohner:innen attraktiv ist.

Ich habe die Region Echigo-Tsumari zwischen 2014 und 2018 mehrmals besucht, sowohl in den heißen Sommer- als auch kalten Wintermonaten. Während meiner Aufenthalte als Mitglied der freiwillig Helfenden kohebi-tai durfte ich Kunstwerke aufbauen, bei der Ausrichtung lokaler Feste aushelfen, Gebäude für die Ankunft von Tourist:innen herrichten und meterhohe Schneeberge von den Dächern alter Häuser schippen. Im Rahmen der Gespräche mit Anwohner:innen, Künstler:innen und weiteren Volunteers aus verschiedenen Ländern wurde klar, dass die Region aus Sicht der Involvierten mehr bietet als das stereotype Landleben inmitten einer pittoresken satoyama-Landschaft. Das Projekt bietet so Denkanstöße, wie durch die Nutzung von Kunst und Kultur in einer schwindenden Region auf Dauer neue Raumstrukturen hervorgerufen werden können – und inwiefern sich dies künftig auf die Wahrnehmung und Darstellung des „ländlichen Japans“ jenseits seiner urbanen Zentren auswirkt.“

Theresa Sieland hat über die Echigo-Tsumari Art Triennale auch publiziert. Über das Uninetz kann der Aufsatz „Die Echigo-Tsumari Art Triennale – eine erfolgreiche Form der regionalen Revitalisierung?“, der im Sammelband „Japan der Regionen“ erschienen ist, kostenlos heruntergeladen werden.
Außerdem hat sie auch über die touristische Vermarktung ländlicher Regionen geschrieben. Dieser Aufsatz ist ebenfalls über das Uninetz abrufbar: „Die Entdeckung der authentischen japanischen Landschaft: Zur touristischen Vermarktung ländlicher Regionen.“