Von Lara Kocken
Es ist Freitag um 10:30 Uhr und es herrscht schon reges Treiben in einem der Kursräume des Institutsgebäudes. Hier treffen sich die Studierenden aber nicht für den regulären Unterricht, sondern für die Shodō-AG. Shodō 書道, so nennt sich die Kunst der japanischen Kalligrafie. Sie hat ihren Ursprung in der chinesischen Kalligrafie und erreichte Japan etwa im 5. bis 6. Jahrhundert.
Wörtlich übersetzt bedeutet Shodō „der Weg des Schreibens“ und daraus lässt sich schon erahnen, dass es bei Shodō um viel mehr geht als nur das schöne Schreiben. In der Shodō-AG erlernen Studierende unseres Fachs von Kalligrafie-Meisterin Frau Aya Murakami die japanische Schriftkunst und die damit zusammenhängende ostasiatische Philosophie kennen. Die AG besteht bereits seit dem Wintersemester 16/17.
Die richtige Haltung ist wichtig
Zu Beginn des Kurses bereiten die Teilnehmenden zunächst sorgfältig ihren Arbeitsplatz vor. Sie legen Zeitungspapier aus und ordnen darauf die Materialien – ein großer Pinsel, einen Tuschereibstein bzw. Tuscheschälchen sowie eine Unterlage – mit Bedacht nebeneinander an. Zum Shodō gehört nämlich auch, wie Murakami-sensei gleich in ihrer Begrüßung erklärt, mit dem Material vorsichtig umzugehen – was sogar noch wichtiger sei als das Schreiben an sich. Ihrer Erklärung zufolge zeigt man damit Respekt gegenüber den natürlich Rohstoffen, aus welchen die Utensilien bestehen, und erkennt die Schönheit und Empfindlichkeit der Materialien an. Ein anderer wichtiger Aspekt sind beim Shodō die Körper- und Handhaltung. Der Rücken gerade, Sitz nahe der Stuhlkante, die rechte Hand hält elegant den Kalligrafiepinsel, während die linke Hand das Papier am unteren Rand festhält. Die Strichreihenfolge ist genau festgelegt.
Kalligraphie für die Konzentration
Nach dem Unterricht erzählt mir Murakami-sensei von ihrem Weg zu Shodō. Sie lernt seit ihrem sechsten Lebensjahr die japanische Kalligrafie und lehrt diese seit 2005 in Düsseldorf. Zuerst an der Bilingualen Japanischen Schule und später auch an anderen Schulen und in Workshops z.B. im EKO Haus. 2014 hat sie mit dem 8. Dan ihre Meisterprüfung bei der Japanese Calligraphy Education Foundation abgeschlossen.
Shodō ist für Murakami-sensei ihre Leidenschaft. Für sie hat Shodō eine seelische Wirkung, die sie mit einem Heimatgefühl verbindet. Murakami-sensei beschreibt auch einen Therapieeffekt und eine positive Auswirkung auf die Konzentrationsfähigkeit. Bei der japanischen Kalligrafie geht es ihr zufolge auch um die Würdigung des Prozesses und der Geschichte des Shodō.
Über die Jahrhunderte entwickelte sich Shodō zu einer der sogenannten Wegkünste, wie etwa Ikebana (kadō = „der Weg der Blumen“) und die Teezeremonie (sadō = „der Weg des Tees“), welche alle mit den Prinzipien des Zen-Buddhismus verbunden sind. Beim Schreiben besinnt sich auf die Bedeutung des Zeichens und soll diese beim Führen des Pinsels fühlen. Murakami-sensei zufolge kann man so eine Art meditativen Geisteszustand erreichen.
In Japan beginnt man übrigens bereits in jungen Jahren Shodō in der Schule zu lernen, da es bis zur Mittelschule, also der 9. Klasse, ein Pflichtfach ist. In der Grundschule wird zuerst „Shuji“ gelernt, die saubere Handschrift, mit gleichgroßen Zeichen, die aus gleichmäßigen Strichen bestehen. Shodō ist dagegen geprägt durch den künstlerischen Ausdruck. Für Shodō gibt es außerdem noch verschiedene Schreibstile: Die Siegelschrift (tensho), die Halbkursivschrift (gyōsho), die Grasschrift (sōsho), die Kanzleischrift (reisho) und die Regelschrift (kaiso).
Ihr wollt euch auch an Shodō versuchen? Dann schaut regelmäßig in den Blog, denn hier werdet ihr als erstes erfahren, wann ihr euch für die Shodō-AG im nächsten Sommersemester anmelden könnt.
Über Aya Murakami und ihre Werke könnt ihr auf ihrer Webseite mehr erfahren: http://www.ayamurakami.de/home/
[…] Im Sommersemester wird die Shodō-AG mit der Unterstützung der Kalligraphie-Meisterin, Frau Aya Murakami, fortgeführt, die während der Vorlesungszeit fünfmal für Präsenzunterricht zu uns ans Institut kommt. Da nicht alle TeilnehmerInnen aus dem vorherigen Semester die Shodō-AG fortführen können, werden für das Sommersemester 8 neue Mitglieder gesucht, die Interesse daran haben, gemeinsam mit uns die schöne japanische Schriftkunst zu lernen und zu üben. Einblick in die AG bietet auch dieser Blogbeitrag. […]
[…] Im kommenden Wintersemester wird die Shodō-AG mit der Unterstützung der Kalligraphie-Meisterin, Frau Aya Murakami, fortgeführt, die während der Vorlesungszeit viermal für Präsenzunterricht zu uns ans Institut kommt. Da nicht alle TeilnehmerInnen aus dem vorherigen Semester die Shodō-AG fortführen können, werden für das Sommersemester 8 neue Mitglieder gesucht, die Interesse daran haben, gemeinsam mit uns die schöne japanische Schriftkunst zu lernen und zu üben. Einen Einblick in die AG bietet auch dieser Blogbeitrag. […]