Kunst und Kultur, Studierendenberichte

Lisa Förtsch und Oxana Fiebig berichten von der Nippon Connection 2025

Unsere Studierenden Lisa Förtsch und Oxana Fiebig haben dieses Jahr das Filmfestival Nippon Connection besucht. Hier teilen sie ihre Eindrücke rund um das Event und ihre Erfahrung mit dem Filmuntertitelungsprojekt.

Zwischen dem 27. Mai und dem 1. Juni war es wieder soweit: Zum 25. Jubiläum des Frankfurter Filmfestes „Nippon Connection“ hat sich eine Rekordzahl von rund 20.000 Besuchern zusammengefunden, um sich eine Vielzahl neu erschienener japanischer Filme anzusehen. Darunter waren auch wir beiden Studentinnen. Als studentische Vertretung haben wir dort unser Untertitelungsprojekt, einen Kurzfilm namens „Sunrise“, vorgestellt.

Die Arbeit am Untertitelungsprojekt:

Im Rahmen des Untertitelungskurses bei Frau Dr. Oberwinkler haben wir von April bis Mitte Mai dieses Jahres in Zusammenarbeit mit der JVTA einen Film untertitelt. Dieser handelt von Yashiro Natsuka, einer Oberschülerin, die verzweifelt versucht sich ihren Traum Filmregisseurin zu werden aus dem Kopf zu schlagen, da dieser nicht der gesellschaftlichen Vorstellung eines stabilen Jobs entspricht. Durch dieses Projekt konnten wir erste Eindrücke zur Untertitelungsarbeit gewinnen.

Die insgesamt 16 Teilnehmer*innen des Kurses wurden dabei in vier Arbeitsgruppen eingeteilt, welche sich in wöchentlicher Rotation mit einem der ebenfalls in vier Teile aufgeteilten Abschnitte des Filmtranskripts beschäftigt haben. Freitags trafen wir uns in der Regel online per Webex mit zwei Mitarbeitern der JVTA zur Korrektur, der Besprechung alternativer Übersetzungsmöglichkeiten und zur allgemeinen Klärung von Fragen. Für die originale Übersetzung und jegliche vorgenommenen Abänderungen ab dem zweiten Durchgang hatten wir also je Übersetzungsabschnitt eine Woche in der Gruppe Zeit, woraufhin wir wöchentlich im Plenum Kommentare und Anmerkungen von der Projektleitung zurückerhielten.

Die mitunter größten Herausforderungen des Übersetzens waren einerseits, dass die Untertitel stets mit dem Charakter der Figuren im Film übereinstimmen mussten. Da diese hauptsächlich High School-Schülerinnen waren, musste sich ihr junges Alter auch in einer umgangssprachlichen Redensart widerspiegeln. Insbesondere die Protagonistin benutzte beim Sprechen sehr viel Slang, welcher auch in der englischen Übersetzung reflektieren sollte. Zudem drückt sich die Hochschülerin auf eine als relativ maskulin wahrgenommene Art und Weise aus, die in der japanischen Sprache für Frauen momentan noch nicht üblich ist.

Andererseits konnte Manches nicht genau ins Englische übersetzt werden, sondern nur sinngemäß, da in der englischen Sprache schlichtweg kein exaktes Äquivalent existiert. Beispielsweise bei der Phrase ii anbai, die im Grunde eine gute Balance auszudrücken versucht, hatten wir über drei verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten diskutiert. Schlussendlich entschieden wir uns für die Übersetzung mit dem Wort „equilibrium“.

Interessant war ebenfalls zu sehen, wie wir uns durch unsere Japanisch-Sprachkenntnisse an die japanische Sprechweise gewöhnt hatten. So nahmen wir in unserer Übersetzung beispielsweise Ausdrücke als deutlich unhöflicher wahr als es die englischen Wörter selbst eigentlich vermittelten. So mussten wir darauf achten, dass die unhöfliche Ausdrucksweise in der Übersetzung erhalten blieb, damit die Bedeutung für alle Zuschauer deutlich ist.

Unsere Eindrücke von der Nippon Connection:

Noch bevor wir anreisten, wurden uns von der Nippon Connection getrennt Privatunterkünfte zugeteilt. Wir kamen beide bei sehr netten Familien unter, wobei die Unterkünfte, für die wir allerdings nicht selbst aufkommen mussten, ca. 40 bzw. 20 Minuten per Bus und Bahn vom Veranstaltungsort entfernt waren. Außerdem erhielten wir jeweils 50 Euro Fahrtkostenzuschuss, um unsere Reisekosten zu decken. Mit Essen und Trinken wurden wir mittels Coupons für das Mitarbeiterteam ebenfalls versorgt.

Am ersten Aufenthaltstag erhielten wir unsere Ausweise und Coupons leider etwas verspätet, dadurch konnten wir die bereits ausverkauften Filmvorführen des ersten Tages zunächst nicht mehr wie geplant wahrnehmen. Daher nutzten wir den ersten Tag, um uns die auf dem Festivalgelände aufgebauten Stände anzusehen und japanisches Street-Food, welches dort unter anderem verkauft wurde, zu genießen. Neben einem Merchandise-Stand der Nippon Connection selbst und Verkaufsständen, die diverse japanische Produkte, darunter Matcha-Produkte, japanische Filme, Merchandise des japanischen Filmstudios Ghibli, und Vieles mehr anboten, gab es nämlich auch verschiedene Essensstände. Bei dem Merchandise-Shop der Nippon Connection konnten wir uns sogar kostenlos ein T-Shirt mit Logoaufdruck abholen. Die Hauptattraktionen des Festes bildeten die Filmvorstellungen.

Die japanischen Filme wurden um den Veranstaltungsort herum in mehreren Frankfurter Kinos gezeigt. Man musste also stets darauf achten, in welchem Kino die Filme aufgeführt wurden. Bei der Orientierung half daher ein Programmheft, in dem die Aufführungszeiten und -orte für die jeweiligen Filme aufgelistet wurden. Für das Besuchen verschiedener Kinos konnte man zudem Stempel sammeln.

Am folgenden Tag trafen wir uns mit dem Programmleiter und den Studierenden der Universität Gent, die ebenfalls einen Kurzfilm untertitelt hatten, vor dem Saal, in dem unsere Filme gezeigt werden sollten.

Als wir dem Programmleiter von unserem Problem mit den Ausweisen am Vortag erzählten, bot uns dieser sofort an, uns sämtliche Filme des diesjährigen Programms schicken zu können. Auch gab er uns die Möglichkeit, für nächstes Jahr kostenlos an Tickets zu kommen, wofür wir ihm äußerst dankbar waren. Vor der Vorstellung fand ein kurzes Briefing statt, in dem wir über den groben Ablauf und die Fragerunde des Events informiert wurden. Nach einer kurzen Selbstvorstellung und Kommentaren zum Film wurden die finalen Versionen der Kurzfilme, die wir selbst vorher noch nicht gesehen hatten, nacheinander vorgeführt. Für uns war es ein sehr aufregender Moment die Filme, an denen wir selbst in der Gruppe gearbeitet hat, auf der großen Leinwand zu sehen. Zudem wurden wir alle namentlich im Abspann erwähnt. Für die Diskussionsrunde wurden wir schließlich erneut nach vorne gebeten, um zunächst einige Fragen des Programmleiters und daraufhin die der Zuschauer zu beantworten. Die Fragen bezogen sich hauptsächlich auf den Untertitelungsprozess, die Untertitelungsarbeit an sich und den Inhalt des Films. Danach wurden wir zu viert spontan zu einem Interview mit einer Mitarbeiterin der JVTA aufgerufen. Zu unserer Überraschung war es dem Programmleiter möglich, uns kurzfristig zwei Karten für den ausverkauften Film „Rude To Love“ zu besorgen, den wir uns nach dem Interview gemeinsam angesehen haben. Er handelte von dem Alltag einer Frau mittleren Alters, die sich sowohl um ihren Ehemann, als auch um ihre Schwiegermutter kümmern musste. Allerdings ist ihr Eheleben nicht in dem Maße voller Liebe und Zuneigung, wie sie es sich wünschen würde. Im Laufe der Handlung lernt sie sich deshalb trotz einiger Schicksalsschläge selbst mehr zu lieben.

Da wir beide unterschiedliche Aufenthaltszeiträume hatten, konnte sich Oxana aufgrund von Zeitmangel leider keinen weiteren Film mehr ansehen. Allerdings konnte Lisa am Abend desselben Tages noch eine zweite Filmvorstellung besuchen. Dieser handelte von einem kleinen Jungen, der sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen versuchte, indem er den Verlauf einer alten Legende beeinflusste. Direkt nach der Filmschau fand zudem eine Fragerunde mit dem Regisseur auf Japanisch und Englisch statt. Hierbei konnte man Eindrücke im Bezug auf die Filmarbeit erlangen, wobei auch die Thematiken und die intendierte Bedeutung des Filmes diskutiert worden sind.

Für die Filme, die wir uns angesehen haben, konnte man im Rahmen eines Filmwettbewerbs eine Bewertung für den jeweiligen Film abgeben. Leider hat keiner der beiden Filme einen Award gewonnen.

Für uns war die Teilnahme am Untertitelungskurs und dem Filmfestival eine sehr gute Möglichkeit, einen Einblick hinter die Kulissen eines Filmfestivals zu erlangen. Auch konnten wir erste Erfahrungen zur Untertitelungstätigkeit sammeln, welche uns trotz der rigorosen Zeichenlimits für die einzelnen Untertitelzeilen sehr gefallen hat. Man konnte sich bei der Nippon Connection nicht nur japanischen Filme ansehen, sondern auch an interaktiven Live-Events teilnehmen und an verschiedenen Verkaufsständen Souvenirs kaufen. Gerne hätten wir noch etwas mehr Zeit dort gehabt, um uns die verschiedenen Attraktionen anzusehen. Wir haben die Arbeit vor Ort sehr genossen und unser Aufenthalt auf dem Filmfestival wird uns sehr positiv in Erinnerung bleiben.

Ein Bericht von Lisa Förtsch und Oxana Fiebig.