Ein persönlicher Bericht unserer Bachelor-Studentin Jasmin Weihrauch
Im Stadtteil Niederkassel in Düsseldorf liegt das EKÔ-Haus, ein japanisches kulturelles und religiöses Zentrum. So umfasst es auch einen buddhistischen Tempel, der zum Shin-Buddhismus gehört, der zweitgrößte Konfession des japanischen Buddhismus. Das EKÔ-Haus bietet mit Veranstaltungen wie Vorträgen und Kursen sowohl die Möglichkeit japanische Kultur kennenzulernen als auch daran teilzuhaben. Es gibt auch Führungen durch die Anlage. An dieser Tour habe ich teilgenommen. Dabei werden drei Teile der Anlage genauer vorgestellt: der Garten, der buddhistische Tempel und das japanische Holzhaus. Außerdem wird einem der Hintergrund des EKÔ–Haues als Ort gelebter Religion und japanischem Kulturzentrum näher gebracht.
Bei der Führung durch den Garten werden die Aufteilung des Landschaftsgarten, der Hintergrund einzelner dort zu sehender Elemente sowie der Zusammenhang der Gartenanlage mit dem Buddhismus erklärt. Bei der Besichtigung wird der Ablauf einer buddhistischen „Messe“ sowie die Architektur und Symbolik des Inneren erläutert. Abgerundet wird die Tour zum Schluss durch die Besichtigung des angeschlossenen Holzhauses. Dieses Gebäude bringt einem sehr schön die raditionelle Holzbauweise und Innenausstattung näher. Diese mag auf den ersten Blick schlicht anmuten, besitzt jedoch ihre eigene Schönheit. Man lernt zusätzlich etwas über die Funktion der Einrichtung, die für manche Besucher*innen vermutlich eher zu fehlen als vorhanden zu sein scheint.
Während der Tour werden so viele interessante Fragen thematisiert und beantwortet. So zum Beispiel: Was ist das EKÔ–Haus eigentlich? Wie sieht ein buddhistischer Tempel von innen aus? Gibt es Beschränkungen wer das Priesteramt im Buddhismus ausüben darf? Wie fühlt sich Tatami–Boden an? Warum verbringt man die Hälfte der Führung auf Socken? Wo stehen die Schränke in einem traditionellen Holzhaus?
Zudem steht es einem jederzeit offen eigene Fragen während der Führung zu stellen.
Im Folgenden werden einige Highlights der Tour beschrieben.
Außenanlage (Garten)
Ein Abbild des Paradieses
Nachdem sich unsere Tourgruppe gesammelt und der Leiter der Führung sich vorgestellt hat, betreten wir das Gartengelände des Tempels. Nahe des Eingangs bleiben wir an einem Steinbecken stehen, welches durch ein Bambusrohr stetig mit Wasser gefüllt wird. Uns wird erklärt, dass Buddhist*innen sich hier nun symbolisch reinigen, indem sie mit dem Wasser ihren Mund auswaschen (sich von innen reinigen) und ihre Hände waschen (um sich äußerlich zu reinigen).
Der Tourleiter geht danach auf die Gestaltung des Gartens ein. Dieser stellt eine Nachbildung des „reinen Landes“ dar. Dieses „reine Land“ ist im Shin-Buddhismus der Ort, der Buddha Amida seinen Gläubigen stiftete und dem der Tempel gewidmet ist. Wer den Übungen folgt und auf den Buddha Amida vertraut, kann der Lehre zufolge im „Reinen Land“, einer Arrt Paradies, wiedergeboren werden. Der Tourguide erklärt, dass das Gelände bewusst uneben angelegt ist. Auch muss man eine Brücke und Treppen überqueren, um das eigentliche Tempelgebäude zu erreichen, das den höchsten Punkt der Anlage bildet. Ebenfalls weiter oben gelegen, befindet sich eine große, gerade geformte Glocke, die fast einen Meter Durchmesser besitzt. Sie wird zum neuen Jahr im Rahmen der Feierlichkeiten mit einer Art Baumstamm-förmigen Stößel 108 Mal geläutet. Diese spezielle Anzahl ist kein Zufall, so gibt es in der buddhistischen Lehre 108 menschliche Leiden bzw. Laster, die einem auf dem Weg zum Nirvana (angestrebter Endzustand im buddhistischen Glaube) im Weg stehen. Das Läuten der Glocke soll diese für das nun anbrechende Jahr vertreiben.
Ort gelebter Religion
Der Tourleiter pausiert und fragt nun wie bereits nach den Vorträgen zu den anderen Themen nach, ob wir Fragen stellen möchten und ermutigt uns, diese auch zwischendurch zu stellen. Einer der Teilnehmer möchte mehr zu der Entstehung des EKÔ-Hauses wissen. Der Leiter freut sich über das Interesse und beginnt zu erklären, dass das EKÔ-Haus mit seinem buddhistischen Tempel und angeschlossenen Kulturzentrum auch ein Teil gelebten buddhistischen Glaubens sei und nicht wie man vielleicht denken könnte, nur ein Ausstellungsmodell. So ist ein kleiner buddhistischer Friedhof angeschlossen, der auch genutzt wird. Der Gründer der Stiftung EKÔ-Haus der Japanischen Kultur e.V. war der erste Sohn in einer buddhistischen Priesterfamilie und hätte als solcher den Tempel seines Vaters übernehmen sollen. Als er dies, zur Enttäuschung seines Vaters, jedoch ablehnte, um eine eigene Firma im Ausland zu gründen, wollte er dennoch etwas für den Erhalt und die Förderung des Buddhismus tun. So investierte er die aus der Firma erzielten Überschüsse in eine Stiftung.
Damit schließt die Führung durch den Garten und wir machen uns wieder auf dem Weg zum Eingang, um von dort aus den Tempel zu betreten.
Innenanlage – Tempel
In der Lobby des Eingangsbereichs halten wir jedoch erst einmal wieder anund der Tourleiter erläutert, dass wir die Schuhe für den nächsten Bereich ausziehen müssten, da dieser mit speziellem Boden ausgelegt sei. Wir bekommen allerdings große weiße Socken gestellt, die wir, wenn wir möchten, auch behalten dürfen. Nachdem alle ihre neuen Socken angezogen haben – zum Glück gibt es ein Dutzend Stühle auf die man sich dafür setzten kann – biegen wir links herum in einen Gang ab. Dieser führt nach einigen Verzweigungen zum Tempel. Wir betreten die große Halle, die uns mit warmen, hellen Farben empfängt. Der Boden ist, wie angekündigt, mit Tatami ausgelegt, Reisstrohmatten, auf die wir später noch einmal treffen werden. Langsam bewegt sich die Gruppe in Richtung einer Gruppe von ca. 30 Stühlen, die in drei Reihen aufgestellt sind. Auf dem Weg dorthin bewundern wir den den mit Gold verzierten Raum mit den großen metallenen Lampions und die in einem Schachtelmuster verkleidete Holzdecke. Als wir uns hingesetzt haben, beginnt der Tourleiter über den Hauptteil des Tempels zu erzählen, auf den wir nun blicken.
Die ganze Wandseite ist verziert. Bis zur Türhöhe befinden sich links und rechts am Rand goldfarbene Schiebetüren, die mit Pfauen und Blumen geschmückt sind. Oberhalb dessen verlaufen goldene plastische Verzierungen, die weiteren Pfauen und Blumenornamenten zeigen. Die drei mittleren Doppeltüren sind offen und geben den Blick auf den Altar frei, zu dessen Seiten jeweils Bildrollen hängen. Dieser befindet sich auf einer erhöhten Ebene, von dem mehrere Stufen abgehen. Der Altar besitzt ebenfalls goldene Verzierungen und darauf stehen viele Behältnisse und schmückende Elemente. Auf der ersten Stufe davor stehen eine einfache und eine verzierte Truhe sowie eine große Klangschale. In der schlichten Truhe befinden sich kleine Bücher mit Rezitationen. Sie werden während einer typischen „Messe“ vom Priester genutzt. Die Klangschale dient dazu Buddha einzuladen, der Messe beizuwohnen. Einmal angeschlagen, klingt sie, ohne vorherige Unterbrechung, ganze fünf Minuten lang.
Der Name des Tempels
In der Mitte des oberen Deckenrands in der Reihe der goldenen Verzierungen befindet sich eine Platte mit Kanji, japanischen Schriftzeichen. Die dunkelgrün unterlegte Platte hebt die in Gold verfassten Kanji besonders hervor. Das erste Kanji, 恵, bedeutet sanftmütig, das zweite, 光, Licht. Sie werden zusammen ekô gelesen. Die Schrift verrät uns somit den Namen des Tempels – Ekô-ji. Ji, 寺, steht hier für Tempel. Der Tempel ist also der des santmütigen Lichts. Eine passende Beschreibung, wenn man erfährt, dass das Gold im Tempel Licht verkörpern soll.
Schützer des Paradieses
Der Leiter geht zuletzt auf die Motive auf den Schiebetüren ein. Das Szenario soll wie die Gartenanlage einen Einblick in das „reine Land“ geben. Auch hier wird die Landschaft hügelig und mit allerlei Vegetation bewachsen dargestellt. Auffällig sind allerdings die Pfauen. Uns wird erklärt, dass Pfauen dazu in der Lage sind zahlreiche Giftschlangen zu verspeisen, ohne selbst Schaden zu nehmen. Giftige Schlangen wiederum gelten in Indien, dem Ursprungsland des Buddhismus, als Verkörperung des Übels und dem Schlechten. Die Pfauen sollen nun als Wächter in Amidas Paradies dazu dienen, um das Übel der weltlichen Welt abzuwehren. Dabei kommt ihnen zudem ihr prächtiges Federkleid zu Gunsten. Das Muster, das aussieht als würde es aus etlichen Augenpaaren bestehen, wacht so ebenfalls über die Unversehrtheit des Paradieses.
Innenanlage – Holzhaus
Wir gehen nun zurück in die Eingangshalle, der Tourleiter bittet um Vorsicht, da der Boden im Holzhaus teilweise sehr glatt ist. Angekommen im Inneren des Holzhauses steht unsere Gruppe in einem quadratischen Raum von ca. 13 qm bzw. acht Tatami-Matten. Auf den ersten Blick scheint er, bis auf die Teilnehmer*innen, fast leer zu sein. Nur ein rechteckiger tiefgelegter Tisch steht in der Mitte. Auffällig sind, neben dem bereits bekannten Tatami-Boden, die Wände. Diese sind Schiebetüren aus Papier. Sie ziert ein unauffälliges Muster, das sich erst auf dem zweiten Blick dem Betrachter*innen offenbart. Oberhalb der Türen, die ungefähr 1,8 m hoch sind und damit nicht ohne ein gewisses Risiko für große Tourteilnehmer*innen sind, befindet sich ein Holzeinsatz, der durch filigrane Ausschnitzungen geschmückt wird.
Ein Ausblick der besonderen Art
Auffällig am Raum ist die Außenseite. Die Schiebetüren sind dort besonders angeordnet. Momentan sind sie so geöffnet, dass man durch eine personenbreite Öffnung, wie durch ein Fenster, in den draußen angelegten Garten schauen kann. Der Spalt und der Tisch stehen dabei in einer Linie. Wie uns erklärt wird, ist dieser Ausblick die größte Zier des Raumes. Der Raum ist bewusst so angelegt, dass die mittig am Tisch sitzende Person den Ausblick auf den Garten genießen kann. Die bereits erwähnten Schiebetüren lassen sich dabei individuell anordnen. Dies wiederum ermöglicht eine verränderbare Rahmung, die den Garten jeweils in verschiedenen Perspektiven und Fenstern darstellt. Dieses spezielle „Fenster“ hat es der ganzen Gruppe besonders angetan, denn so schlicht der Raum auf den ersten Blick anmuten mag, so macht er durch seine Anlage besonders aus das Bildnis der Natur aufmerksam.
Die Führung dauerte insgesamt anderthalb Stunden, wirkte auf mich aber keineswegs zu lang – im Gegenteil: Die Zeit verging wie im Flug. Mein persönliches Highlight war das Tempelinnere, dass durchweg beeindruckend war. Zusammen mit den Erläuterungen zum Buddhismus bekam ich so spannende Einblicke in die Religion. Ich kann vor allem Studierenden des Fachbereichs Modernes Japan sehr empfehlen an einer Gruppenführung im EKÔ–Haus teilzunehmen.
Falls Euer Interesse geweckt ist, schaut doch gerne auf der Website des EKÔ–Hauses oder direkt beim Programm für dieses Jahr rein: