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Japanische Teezeremonie: Wie läuft das eigentlich ab?

Die Tee-Lehrerinnen und ihre Schüler demonstrierten den Studierenden die Kunst der Teezeremonie

Die Tee-Lehrerinnen und ihre Schüler demonstrierten den Studierenden die Kunst der Teezeremonie

Ein Bericht von Fabian Koo und Jenny Schiebelhut

Wenn man an Japan und Tradition denkt, kommt einem schnell die Teezeremonie in den Sinn, die als wichtiger Bestandteil der Tradition und Geschichte Japans gilt. Doch was genau ist eigentlich diese Teezeremonie? Seit wann gibt es sie und woher kommt sie eigentlich? Vor zwei Wochen gab es für Modernes-Japan-Studierende die Möglichkeit, eine Teezeremonie der Urasenke-Schule (裏千家), veranstaltet von Frau Makiko Mine-Frey, zu besuchen. Mit dem Ziel mehr über Japan und seine Rituale zu erfahren, haben wir uns dort hinbegeben und möchten Euch nun von dem Ablauf berichten:

Die Zeremonie fand am 23. November ab 17 Uhr in einem Seminarraum der Heinrich-Heine-Universität statt. Der Boden war in der Mitte mit Tatami-Matten geschmückt, der hintere Teil des Raumes war verdeckt worden. Die Stühle standen in einem Halbkreis, so dass jeder eine gute Sicht auf die Mitte des Raumes hatte. Um ca. 17.10 Uhr wurde es dann still. Makiko Mine-Frey, Frau Shibata, Felix Steinkemper und Emre Asdarli, beide Schüler der Teezeremonie, begaben sich nach und nach auf die Matten, gekleidet in prachtvollen Kimonos und schwarzen Jitokus (die allerdings nicht die offizielle Kleidung für Männer bei einer Teezeremonie sind), um sich vorzustellen.

Anschließend wurde der Ablauf mithilfe einer Präsentation erklärt. Begonnen wurde mit einer Grundinformation über die japanische Teezeremonie und den grünen Tee, welcher vermutlich im 12. Jahrhundert von Eisai (栄西) (Begründer der Rinzai-Schule des Zen-Buddhismus) aus China nach Japan gebracht wurde. Als Nächstes gab es eine kleine Demonstration darüber, wie genau eine solche traditionelle Zeremonie abläuft. Wichtig sei außerdem zu wissen, dass die Teezeremonie den Wechsel und die Schönheit der Jahreszeiten (kisetsu) untermalt und diese somit der Leitfaden der ganzen Zeremonie sind. Mit einem kleinen Quiz, welche Teeschale (chawan) zu welcher Jahreszeit gehört, wurden alle Teilnehmer ein wenig über die Wichtigkeit aufgeklärt. Genauso ist es notwendig zu wissen, dass die Teezeremonie eine Kunst ist, welche man Schritt für Schritt erlernt.

Den genauen Ablauf der Teezeremonie werden wir nun demonstrieren:

Zunächst lädt der Gastgeber, in diesem Fall von Felix Steinkemper dargestellt, seinen Besucher, hier Emre Asdarli, ein. Diesen Teil haben wir nicht veranschaulicht bekommen, er ist aber ein wichtiger Bestandteil einer Teezeremonie. Der Gast ist zunächst alleine in einem kleinen Teeraum (bei uns wurde der Teeraum dementsprechend durch die Tatami-Matten in der Mitte symbolisiert). Bekleidet im traditionellen Gewand und mit einem Mini-Fächer in der Hand begibt sich der Gast nach vorne im Raum, setzt sich auf den Boden auf die Knie und verbeugt sich.

Blume betrachten

Der Gast betrachtet die Blume

Als er den Blick wieder nach vorn richtet, betrachtet er die Blume, eine Kamelie. Er zeigt damit seine Wertschätzung für die Blume. Nun steht er wieder auf und erkundet den Raum weiter, er bleibt vor einem Kessel stehen, kniet sich hin und verbeugt sich. An diesem Platz, neben dem Kessel, bleibt er nun. Der Gastgeber bringt seinem Gast Süßigkeiten (okashi), in diesem Fall waren es drei Dorayaki, und verbeugt sich mit dem Satz „okashi o doozo“ („Bedienen Sie sich (an den Süßigkeiten)“). Dieses Signal ist wichtig, denn bevor der Gastgeber kein deutliches Zeichen gibt, dürfen die Süßigkeiten nicht gegessen werden. Die Anzahl der Dorayaki ist hierbei ebenfalls wichtig, denn es muss immer mehr Süßigkeiten als Personen geben. Dazu kommt, dass es eine ungerade Zahl sein muss. Der Gastgeber ist jetzt bereit, mit den weiteren Vorbereitungen der Zeremonie zu beginnen.

Equipment

Diese Utensilien braucht der Gastgeber zum Durchführen der Zeremonie

Er begibt sich vor den Kessel und setzt sich auf seine Knie. Ein gefaltetes, lilafarbenes Tuch (kaishi), welches er vorher in seinen Kragen gelegt hatte, hilft ihm beim Reinigen seiner Utensilien. In dem Kessel kocht heißes Wasser. Dieses nutzt er, um die Schale zu reinigen. Das „verschmutzte“ Wasser wird in eine andere Schale geschüttet, die gereinigte Schale wird abgetrocknet. In der Zeit isst der anwesende Besucher die angebotenen Süßigkeiten.

Reichen der Teeschale

Der Gastgeber überreicht dem Gast die Schale

Nun wird der grüne Tee (matcha) zubereitet: Das Pulver für den Tee wird aus der Teedose genommen und zusammen mit heißem Wasser in die Schale gefüllt. Diese Mischung wird sehr schnell und ausgiebig mit einem speziellen Bambus-Schneebesen (chasen) umgerührt. Daraufhin legt er die Schale in die linke Handfläche, mit der rechten Hand  dreht er sie zwei Mal und übergibt sie an seinen Gast. Beide verbeugen sich, der Gast hat die Schale in seiner linken Handfläche.

Abermals dreht er sie zwei Mal, um zu vermeiden, dass die Vorderseite auf sich selbst zeigt. Er trinkt den bitteren Tee. Man sagt, dass dreieinhalb Schlucke hier reichen. Der bittere Geschmack wird durch die zuvor gegessen Süßigkeiten gemildert. Emre Asdarli, der Gast, wischt mit dem Finger über die Stelle, an der getrunken wurde. Dann nimmt er sein eigenes Tuch und trocknet seine Finger. Jetzt soll die Vorderseite der Schale wieder auf sich zeigen, dafür dreht er diese wieder zwei Mal gegen den Uhrzeigersinn. Er hebt sie ein wenig an um sie zu betrachten; die kunstvollen Zeichnungen spiegeln die momentane Jahreszeit wider. Er gibt die Schale zurück an Felix Steinkemper, welcher alle Utensilien sowie die Schale reinigt. Danach verlässt er das Zimmer, sodass sein Gast den Raum nochmals erkunden kann. Er bringt die Süßigkeiten vor die Eingangstür und verbeugt sich vor den Blumen sowie dem Ofen. Dies war das Schlusszeichen.

Die Studierenden erfuhren, wie sie sich als Gäste in der Teezeremonie verhalten können

Die Studierenden erfuhren, wie sie sich als Gäste in der Teezeremonie verhalten sollten

Hierauf durften wir Fragen stellen. Normalerweise wird solch eine Teezeremonie mit mehreren Personen durchgeführt. Damit wir selber auch mal kosten und probieren können, gab es im Anschluss einen kleinen Workshop in Gruppen. 

Die Besucher wurden in vier Gruppen mit jeweils sieben Personen aufgeteilt und dann wurde ein Papier mit Anweisungen für jeden Teilnehmer ausgeteilt. Auf diesem waren die einzelnen Schritte, die man beim Trinken des Tees sowie dem Essen der Süßigkeiten befolgen sollte, noch einmal genau abgebildet. Nachdem sich die Teilnehmer kurz eingelesen hatten und der Tee und die Süßigkeiten vorbereitet waren, durfte sich die erste Gruppe auf die Tatami-Matten setzen. Dann reichten die Gastgeber mit langsamen und bedachten Bewegungen jedem Teilnehmer der Reihe nach eine Süßigkeit. Jedes Mal nachdem die Süßigkeit vor einen Gast abgelegt wurde, folgte eine gegenseitige Verbeugung. Darauf bekam jeder Gast nacheinander eine Schale mit  von einem der Meister frisch zubereitetem Tee.

Hierbei bemerkenswert war, dass nicht wie zuvor bei den Süßigkeiten die Schalen alle auf einem Tablett gebracht und dann auf den Tatami-Matten verteilt wurden, sondern dass jede Schale Tee einzeln in das ‚Zimmer‘ getragen und vor dem Gast platziert wurde. Die Gäste folgten den auf dem Blatt gezeigten Regeln. Sie betrachteten erst die Schale, drehten diese mit zwei Drehungen nach außen, sodass das Bild auf der Schale nach außen zeigt, und drehten nach dem Trinken die Schale wieder zwei mal in die entgegengesetzte Richtung zurück.

Bitter und belebend: So sieht eine frisch zubereitete Schale Matcha aus

Bitter und belebend: So sieht eine frisch zubereitete Schale Matcha aus

Nachdem die zweite Gruppe teilgenommen hatte, musste der Workshop jedoch wegen eines Fehlers bei der Raumbuchung leider um 19 Uhr vorzeitig beendet werden. Als Entschädigung dafür verteilte Makiko Mine-Frey die restlichen Dorayaki an die übriggebliebenen Teilnehmer und bot ihnen freundlicherweise an, die Teezeremonie bei ihr Zuhause nachzuholen. 

Für den informativen und gelungenen Einblick in die Tradition der japanischen Teezeremonie bedankten sich die Teilnehmer mit einem lauten Applaus bei den Teemeistern und den Schülern. 

Allen, die sich für die Teezeremonie interessieren und leider an dem Workshop nicht teilnehmen konnten, bietet sich die Möglichkeit, an einer der begehrten im Ekô-Haus angebotenen Veranstaltungen teilzunehmen oder sich für einen persönlichen Termin bei Makiko Mine-Frey anzumelden.

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