Austausch und Japanaufenthalt, Highlights

Erfahrungsbericht aus Japan: Grippiges

Die Schweinegrippe (AH1N1) hält die Welt in ihren verschnieften Pfoten und allerorten werden Fälle bekannt (neulich auch in Düsseldorf …)

Auch in Japan gibt es Fälle und die japanische Regierung stellt im Internet Informationen über den aktuellen Stand der Erkrankungen bereit – an den Universitäten werden Veranstaltungen abgesagt, die Zahl der verkauften „Schutzmasken“ steigert sich – und unsere Studierenden in Japan? Wie erleben Sie die Situation? Ein persönlicher Erfahrungsbericht kommt diese Woche von Jessica Di Dio aus Osaka.

„Haben die keine Impfung? Die sind doch in der Medizin so weit da drüben?!“
– Ein paar Gedanken zu den Maßnahmen in Sachen Schweinegrippe –

Im Moment sieht man auf Nambas Straßen auch unter der Woche viele Menschen. Eigentlich ganz normal, wenn nicht alle Gesichtsmasken tragen würden.

Mittlerweile sind im Raum Kansai etwa 100 Fälle von Schweinegrippe festgestellt worden, vorrangig bei Studenten und Schülern im Raum Kobe und Osaka. (Übrigens auch in Ibaraki, ca. 20 Minuten zu Fuß vom Campus hier.)

Daraufhin wurden unter anderem das Kobe-Matsuri abgesagt, und ca. 1000 Schulen und Kindergärten geschlossen. Alle Clubaktivitäten wurden eingestellt. Die Medien sind außer sich und Masken werden für 300Y (fast 3 Euro) pro Stück und einer Höchstabnahme von 5 Stück pro Person verkauft. (Bezeichnend, dass wir im Supermarkt unten drunter 30 Stück für 400Y fanden.)

Und die Maßnahmen?

Man soll sich regelmäßig die Hände waschen, gurgeln, 1m Abstand halten von Leuten die husten, oder Schnupfen haben, und belebte Orte meiden. Und natürlich Masken tragen.

Heißt das, wir sollen jetzt eine Woche lang daheim bleiben und Vorräte horten?

Ich kam gerade aus Kobe, wo wir fassungslos vor dem „Wegen Schweinegrippe abgesagt“-Schild standen. Viele Austauschstudenten sammelten sich spontan, also direkt als sie von unserem „Zwangsurlaub“ hörten, zu einer Party zusammen.

Am nächsten Tag bin ich trotz der Warnungen mit zwei Freundinnen nach Nakamozu zu einem Akustik-Konzert gefahren. Es war wie leer gefegt, und die Leute, die da waren, trugen Masken. Wenn man allerdings durch die Einkaufsviertel geht, ist es genauso voll, oder fast noch voller, weil die Schüler und Studenten nicht wissen, was sie mit ihrer Zeit so plötzlich anstellen sollen.

Was die Masken angeht: so rücksichtsvoll es auch aussieht, so wenig helfen sie. Besonders nicht bei aggressiven H1N1-Viren. Trotzdem tragen sie fast alle. Kleine Anmerkung zum Risiko: es sind außerhalb von Mexiko „nur“ 2 Todesfälle bekannt, bei dem einen handelt es sich um ein Baby.

Bei einem Telefonat mit meiner Mutter, stellte diese fest, was zur Überschrift des Ganzen hier wurde, weil man zwar mit Desinfektion zwar die Viren von außen fernhalten kann, damit aber auch dem Immunsystem an sich nicht wirklich hilft. Wenn es schon so viele Fälle gibt, sollte man, sofern es schon eine Impfung gibt, zur Vorbeugung die Menschen in der Region impfen lassen.

Es wurden mittlerweile weitere Veranstaltungen abgesagt, was zwar von Seiten der Veranstalter nachvollziehbar ist, aber wenn man sich in dieser Zeit als Japaner krank fühlt, würde man dort eh nicht hingehen, um auch ja keinen anderen anzustecken.

Das alles ist natürlich nur ein subjektiver Eindruck des Ganzen und leider etwas zynisch geworden, aber im Moment fragen wir uns hier alle, wie es weitergeht, und wie die Universität das regeln will.

Wenn die Situation sich nicht ändert, bleiben dann die Schulen eine weitere Woche geschlossen? Bringt das Ganze überhaupt etwas? Hängen sie die versäumten Stunden im stickigen und schwül-warmen Sommer hinten dran?

Es ist heute sehr sonnig. Ich werde wohl einkaufen gehen. Mit Maske. Am Eingang vieler Geschäfte wird Desinfektionsalkohol stehen, und ich werde mir die Hände putzen. Man macht halt trotzdem mit.

Jessica Di Dio