Eine japanische Versandfirma, ein Mann, der abends nur mit einem blauen Regencape und einer bestickten Plastikmaske vor die Tür geht, eine Frau, die ihren psychisch kranken Bruder pflegt – der Film FIT (Regisseur: Hiromasa Hirosue) zeigt in verschiedenen Konstellationen, wie Menschen in der japanischen Gesellschaft um Individualität kämpfen.
Die 106 Minuten des Films lassen sich nicht leicht zusammenfassen; dazu gibt es zu viele Figuren und Szenarien. Zum einen gibt es Sagawa (Hiromasa Hirosue), der in einer Versandfirma angestellt ist und in seiner Freizeit mit Regencape und Maske bekleidet durch die Tokyoter Straßen läuft. Nitta (Shine Midori) hat ihre Großmutter gepflegt und ist seit deren Tod einsam. Deshalb ruft sie täglich in der Versandfirma mit fingierten Beschwerden an. Die neue Angestellte Ôki kümmert sich um diese Beschwerden, sie freundet sich mit Nitta an. In einem Gespräch gesteht sie ihre ungewollte Schwangerschaft. Außerdem gibt es noch Tahara (Nimiki Akie), die mit ihrem psychisch erkrankten Bruder Masaru (Arai Hideyuki) zusammenlebt und sich um ihn kümmert. Alle haben gemeinsam, dass sie nicht 100%ig in die gesellschaftlichen Strukturen passen und dennoch abhängig sind. Sie kämpfen mit ihren Ängsten, Unsicherheiten und ihrer Einsamkeit im alltäglichen Leben.
Dem Regisseur gelingt es, fragmentarisch und episodenhaft die Personen miteinander in Beziehung zu setzen, indem er immer nur eine oder zwei Figuren fokussiert. Die Individuen geben den Anschein, in der Gesellschaft verankert zu sein, sind aber bei genauer Betrachtung gleichzeitig losgelöst von sozialen Normen. Man könnte meinen, dass der Film einen melancholischen Beigeschmack beim Zuschauer hinterlässt; durch einen ungewöhnlichen Rhythmus langsamer Einstellungen und schneller Schnitte und durch den Einsatz origineller, zuweilen komischer Elemente, wird der moralische Zeigefinger aber weggelassen.
Ein außergewöhnlicher Low-Budget-Film über die Befindlichkeiten von Individuen in der heutigen Zeit.