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Bericht: Praktikum beim DAAD und DWIH Tokyo

Unsere Bachelor-Studierenden Verena Nobel und Julian Witzorky haben von September 2022 bis Februar 2023 ein Praktikum in Japan beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und dem Deutschen Wissenschafts- und Innovationshaus Tokyo (DWIH) absolviert. Hier teilen sie ihre Erfahrungen.

Wegen unserem großen Interesse an den deutsch-japanischen Beziehungen haben wir uns dazu entschieden, uns für das halbjährlich ausgeschriebene Praktikum beim DAAD und DWIH Tokyo zu bewerben. Durch das Praktikum wollten wir wichtige Einblicke in die Wissenschaftskommunikation der beiden Länder erhalten und unsere Kompetenzen aus dem Studium durch die Arbeit in den Organisationen anwenden und erweitern. Das Praktikum war für uns beide die erste Gelegenheit, Japan zu besuchen und damit endlich das Land kennenzulernen, mit dem wir uns täglich im Studium beschäftigen. Und außerdem wollten wir natürlich auch unser Japanisch anwenden und verbessern!

Julian und Verena bei ihrer letzten gemeinsamen Veranstaltung: Dem DAAD-Winternetzwerktreffen 2022.

Die DAAD-Außenstelle Tokyo berät Personen in Japan, die an einem Studien- oder Forschungsaufenthalt in Deutschland interessiert sind und unterstützt zahlreiche japanische Wissenschaftler*innen in Deutschland mit Stipendien. Das DWIH Tokyo repräsentiert Deutschland als Wissenschaftsstandort und kommuniziert mit deutschen Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen in Japan, sowie relevanten Akteuren in Deutschland, um multilaterale Forschungskooperationen zu ermöglichen.

Ursprünglich hatten wir uns beide zu unterschiedlichen Zeitpunkten für das Praktikum beworben: Julian im Winter 2021 für ein Praktikum im Frühjahr 2022 und Verena im Frühjahr 2022 direkt für den Herbst 2022. Aber Julians Praktikum verschob sich nach hinten und wir hatten deshalb das Glück, unser Praktikum gemeinsam antreten zu können. Die Bewerbung verlief in zwei Phasen: Nach Einsendung unserer Bewerbungsunterlagen wurden wir jeweils zum Online-Bewerbungsgespräch eingeladen. Das Gespräch fand dabei größtenteils auf Deutsch statt, aber in Teilen auch auf Japanisch und wurde von unseren späteren Betreuer*innen mit uns geführt. Da für das Praktikum Japanischkenntnisse auf N3-Niveau oder höher vorausgesetzt werden, würden wir eine Bewerbung eher Studierenden empfehlen, die schon alle vier Sprachmodule des Bachelors abgeschlossen haben oder schon vorher gut genug Japanisch können, um auf dieses Niveau zu kommen.

Unterkunft und Finanzierung des Praktikums

Als wir unsere Zusagen für das Praktikum erhielten, freuten wir uns beide riesig. Aber natürlich gehört zu so einem Japanaufenthalt auch eine Menge Vorbereitung und Koordination. Der DAAD unterstützte uns zum Glück bei unseren Visaanträgen. Unsere Unterrkünfte in Tokyo haben wir selbst organisiert. Julian bezog über das Unternehmen Sakura House ein Einzelapartment in Setagaya-ku. Die ruhige Lage in der Nähe des Gôtoku-ji, des Katzentempels, war für ihn ein angenehmer Kontrast zur Arbeit im belebten Akasaka. Verena wohnte während des Praktikums in einem Einzelapartment des Unternehmens Matsuri Technologies, welches sich in Chuo-ku befand. Ihr war besonders die zentrale Lage, die Nähe zum Meer und die kurze Anfahrt zur Arbeit wichtig.

Im Vorfeld sollte man sich außerdem um die Finanzierung des Praktikums kümmern. Vor allem, da das Praktikum unbezahlt war, war es definitiv mit einiger finanzieller Planung verbunden, sich den Aufenthalt leisten zu können. Wir erhielten vom DAAD einen Zuschuss zu den Lebenshaltungskosten in Höhe von 38.000 Yen pro Monat. Wir beide hatten im Vorfeld selbst Geld angespart oder es uns geliehen. Da dies aber nicht für jede*n infrage kommt, möchten wir auf jeden Fall auf die Möglichkeit für Stipendien hinweisen. Julian finanzierte sich das Praktikum außerdem über das Deutschlandstipendium und über ein High Potential Mobility Grant-Stipendium der HHU. Für das Stipendium waren gute Studienleistungen sowie nachgewiesene Japanischkenntnisse notwendig. Die HHU gibt auf ihrer Website auch eine gute Hilfestellung für die Finanzierung eines Auslandspraktikums und stellt diverse Stipendien und das Auslands-BaföG vor. Das SSC bietet ebenfalls eine Beratung zur Finanzierung an. Weitere Informationen gibt es hier auf der Seite der HHU.

Social-Media, Messeunterstützung und ein Youtube-Live!

Durch die projektorientierte Arbeit des DAAD und DWIH hatten wir im Verlauf unseres Praktikums viele Möglichkeiten, die vielfältigen Aufgabenbereiche der Organisationen kennenzulernen und konnten einen Einblick in den Arbeitsalltag der Mitarbeiter*innen bekommen. Am Anfang des Praktikums wurden wir gefragt, welche Fertigkeiten wir ausbauen oder neu erlernen wollen, damit die Mitarbeitenden uns bevorzugt in diesen Bereichen einbinden konnten. Neben allgemeinen administrativen Tätigkeiten unterstützten wir das Team hauptsächlich bei der Planung, Konzeption, Durchführung und Nachbereitung von Veranstaltungen. Zum Beispiel unterstützten wir unsere Kolleg*innen bei der European Higher Education Fair (EHEF) in Tokyo und Kyoto. Bei der Messe, die sich an Leute richtet, die an einem Studium in Europa interessiert sind, bauten wir gemeinsam den Stand des DAAD auf, informierten Interessierte über ein Studium in Deutschland, verteilten Goodies und baten die Besucher*innen, unsere Umfrage auszufüllen. Dabei war es eine gute Übung, unser Japanisch auch außerhalb des Büros anzuwenden! Ein anderes spannendes Event war unser YouTube-Live zu Weihnachten in Deutschland. Dabei konnten wir selbst ein paar Folien vorbereiten und dann im Livestream zusammen mit unserer Kollegin auf Japanisch über Weihnachtsbräuche in Deutschland und auch unser ganz persönliches Weihnachten berichten. Es war eine tolle Erfahrung, direkt während des Streams auf die Fragen der Zuschauer*innen antworten zu können! Außerdem erstellten wir  für viele Projekte Inhalte für Social-Media, designten digitale und Printpublikationen, machten Übersetzungen und Korrekturen auf Deutsch, Englisch und Japanisch und erstellten im Nachhinein Umfragen für die Ziel- und Nutzergruppen des DAAD und DWIH und werteten diese aus.

Verena und Julian vor Beginn des Weihnachts-Youtube-Live im Dezember 2022.

Wir arbeiteten viel gemeinsam, konnten aber auch viele Aufgaben, die unseren individuellen Interessen entsprachen, übernehmen. Verena war zum Beispiel bei den „European Research Days“ und Julian bei einem DaF (Deutsch als Fremdsprache) -Fachseminar für Deutschlehrende in Fukushima eingespannt. Highlights waren für uns die vielen Möglichkeiten zum Networken bei offiziellen Terminen wie den Besuchen in der Botschaft und die generelle internationale Arbeit. Auch der Teamausflug zum Takao-san war ein unvergesslicher Tag! Der DAAD ermöglichte und finanzierte uns auch Geschäftsreisen innerhalb Tokyos sowie nach Kyoto und im Fall von Julian noch zusätzlich nach Fukushima. Die Zeit in Kyoto und Fukushima konnten wir im Anschluss an die Arbeit dann auch noch ein paar Tage privat nutzen, was wirklich großartig war!

Julian und Verena am Empfang des „Sprache und Praxis in Japan“-Alumnitreffens im Aoyama Elysion House Tokyo.

Eigenverantwortliches Arbeiten und ein nettes Team

Das ganze deutsch-japanische Team ist wirklich sehr sympathisch und hilfsbereit. Wir konnten uns darauf verlassen, immer konstruktives Feedback zu unserer Arbeit zu erhalten. Im Praktikum konnten wir sehr eigenverantwortlich arbeiten und erhielten bei den Projekten immer viel Freiheit und Mitspracherecht. Sehr gefallen hat uns, dass wir immer nach unserer Meinung gefragt und als wichtige Teammitglieder wertgeschätzt wurden. Die Atmosphäre beim DAAD und DWIH Tokyo ist freundlich und familiär – sicherlich nicht zuletzt wegen des recht kleinen Teams. Wir mussten überhaupt keine Angst haben, uns an den verschiedenen Projekten zu erproben und dabei vielleicht auch mal etwas falsch zu machen. Das galt übrigens auch fürs Japanisch-Üben! Wir konnten mit den japanischen Kolleg*innen immer auf Japanisch sprechen. Da das ganze Team auch Deutsch spricht, entstand dabei manchmal ein lustiger Deutsch-Japanischer Mix, aber zum Verbessern der Sprachskills war das wirklich die optimale Atmosphäre.

Dass wir beide an der HHU studieren und uns so gut verstanden, war ein weiterer großer Vorteil der ganzen Erfahrung. Wir freundeten uns während des Praktikums wirklich gut an und auch in unserer Freizeit unternahmen wir viel zusammen. Fast jedes Wochenende unternahmen wir kurze Trips und waren dabei zum Beispiel in Yokohama, Hakone, Kamakura, Chichibu und Kawagoe. Natürlich unternahmen wir aber auch in Tokyo viel. Wir probierten uns durch sämtliche Restaurants der Stadt, wurden zu Stammkunden bei Karaoke Manekineko, besuchten viele Arcades und erkundeten auch die touristischen Spots der Stadt. Highlights des gesamten Japanaufenthalts waren für uns vor allem die Reisen an weniger touristische Orte wie Atami oder im Fall von Verena Nagasaki und Hiroshima und im Fall von Julian Fukushima.

Insgesamt können wir das Praktikum bei der DAAD-Außenstelle Tokyo und dem DWIH Tokyo als äußerst erfolgreich bezeichnen und empfehlen es uneingeschränkt jedem, der Interesse an der Arbeit dieser Organisationen in der deutsch-japanischen Wissenschaftslandschaft hat und erste Arbeitserfahrung mit Japanbezug sammeln möchte. Wir konnten nicht nur unsere Sprachkenntnisse aus dem Studium anwenden, sondern auch das vielfältige Wissen aus den KTM- und STM-Modulen half uns gerade bei der Arbeit in einem internationalen Umfeld total weiter. Es war super, hautnah zu erleben, was man auf die immer wiederkehrende Frage „Und was macht man dann damit?“ entgegnen kann! Nämlich eine ganze Menge, allein beim DAAD und DWIH! Das Praktikum hat uns eine unvergessliche Zeit in Japan ermöglicht und wir sind sehr dankbar, dass uns diese Chance gegeben wurde!


Verena und Julian in ihrer Freizeit im Anschluss an eine Geschäftsreise nach Kyoto.