Am Freitag den 11. Juli gab es an der Uni die besondere Gelegenheit, von einer gelernten Tänzerin und Miko einige Tanzschritte des Kagura-Tanzes zu erlernen.
Die Veranstaltung begann mit einem Vortrag von Frau Miho Takayasu, die den Studentinnen die Geschichte des Kagura-Tanzes und die verschiedenen Arten dieser Tanzform erläuterte. Kagura ist ein traditioneller Shintô-Tanz, durch den die Gottheiten eingeladen werden dem Tanz beizuwohnen und einen Segen zu geben. Im heutigen Japan machen beispielsweise auch Baseball-Mannschaften von diesem Angebot Gebrauch und erhoffen sich durch eine gesponsorte Kagura-Performance bessere Chancen in der bevorstehenden Saison.
Allgemein ist der Kagura in zwei Untergruppen einzuteilen: Kagura, der am kaiserlichen Hof praktiziert wird (mikagura) und Kagura, der vom Volk praktiziert wird (satokagura). Frau Takayasu tanzt schon seit ihrer Kindheit eine Untergruppe des satokaguras, den Miko-Kagura. Wie der Name schon sagt, wird dieser Tanz traditionell von den Mikos von Shintô-Schreinen getanzt. Beim Miko-Kagura wird die Gottheit eingeladen, in den Körper der Tänzerin zu kommen, also performt die Tänzerin in diesem Moment sozusagen durch die Gottheit in ihr. Nach der Meiji-Restauration 1868 und Modernisierungsbestrebungen wurde dieser Kagura-Tanz, ähnlich wie andere folkloristische und spirituelle Praktiken eine Zeit lang verboten. Allerdings wurde bald der Kagura auch wieder als japanisches Kulturgut anerkannt und dokumentiert.
Beim Kagura werden eine Reihe von verschiedenen Gegenständen während des Tanzens in der Hand gehalten, die sogenannten torimono. Dazu gehört unter anderem ein Glockenstab, ein Fächer, ein Zweig des Sperrstrauchs, die Kudzu-Blume oder das Schwert. Das Schwert kommt im Miko-Kagura eigentlich nicht sehr oft vor, aber der Schwerttanz (Tsurugi no Mai), der Gegenstand des Workshop-Teils war, ist beispielsweise in Osaka beliebt, wo Frau Takayasu herkommt.
Im Workshop erklärte Frau Takayasu den Studentinnen zuerst einmal die richtige Art zu stehen und zu atmen: Gerade Rücken, locker in den Knien, Einatmen durch die Nase und Ausatmen durch den Mund. Dann lernten die Studentinnen Schrittfolgen und schließlich wurden auch die „Schwerter“ (in diesem Falle: zusammengefaltete Fächer, Stifte oder Lineale) zum Tanz benutzt. Frau Takayasu erklärte, dass man sich den Tanz als verschiedene wiederholende Vierecks, Dreiecks- und Kreisbewegungen vorstellen sollte. Wie man auf dem Diagramm sieht, wird so der ganze Raum einmal mit allen Tanzbewegungen gefüllt. Am Ende dreht die Tänzerin sich noch einmal in alle Richtungen des Raumes.
Nach einigen Durchgängen des Schwerttanzes durften die Studentinnen zum Abschluss auch die Schmetterlings-Bewegung mit den goldenen Fächern ausprobieren. Dabei war es besonders schwierig eine fließende Bewegung zu erreichen, die tatsächlich wie ein flatternder Schmetterling aussieht. Auch hierbei war die Atmung sehr wichtig.
Insgesamt war die Atmosphäre sehr locker und der Workshop brachte viel Spaß für die Studentinnen. Wir hoffen auch in Zukunft solche Veranstaltungen anbieten zu können, bei denen die Studierenden sich praktisch mit Facetten der japanischen Kultur beschäftigen können. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an Frau Miho Takayasu, die extra für diesen Workshop an unsere Uni kam! Wer sich für ihren Kagura-Tanz und auch ihre anderen Performances interessiert, kann sich ihren Youtube-Channel anschauen: http://www.youtube.com/user/MihoTakayasu/