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Bericht – Vortrag zur Filmuntertitelung –

verfasst von Adam Jambor

Am 18. April 2013 von 16:30 bis 18 Uhr hielt Frau Reglindis Helmer einen Vortrag über das Übersetzen vom Japanischen ins Deutsche. Reglindis Helmers Fachgebiet umfasst die deutsche Untertitelung japanischsprachiger Filme, so dass sie den Studierenden des Fachs Modernes Japan durch ihren Vortrag wertvolle Einblicke in das Berufsbild des Japanisch-Deutsch-Übersetzers und die Schwierigkeiten der Filmuntertitelung bieten konnte.

Reglindis Helmer ist wohnhaft in Berlin und hat an den dortigen Universitäten  im Magister Japanologie und Film- und Theaterwissenschaft studiert. Sie fügte jedoch hinzu, dass sie keine spezielle Ausbildung zur Übersetzerin durchlaufen hat und damit anfangs eine Quereinsteigerin im Feld der Deutsch-Japanisch-Übersetzung war. Seit mehr als 10 Jahren untertitelt sie nun japanischsprachige Filme und in ihrer Projektliste finden sich bekannte Werke wie die Anime „Akira“ (1988) von Ôtomo Katsuhiro und „Ghost in the Shell“ (1995, Originaltitel: Kôkaku kidôtai) von Oshii Mamoru, jedoch auch Klassiker des japanischen Nachkriegsfilms wie das Racheepos „Lady Snowblood“ (1973, Originaltitel: Shurayukihime) von Fujita Toshiya, das ruhige Drama „Tokyo Story“ (1953, Originaltitel: Tôkyô monogatari) von Ozu Yasujirô oder der preisgekrönte Film „GO“ (2001) von Isao Yukisada.

Zu Beginn ihres Vortrags ging Reglindis Helmer auf die Arbeitsbedingungen des Übersetzers/Untertitelers ein. Ein Großteil arbeitet freiberuflich und wird von auf Untertitelungen spezialisierten Firmen mit einem bestimmten Projekt betraut. Diese Unternehmen erhalten die Filme von den Filmverleihen bzw. Rechteinhabern. Die Bezahlung richtet sich oftmals nach den zu untertitelnden Filmminuten, obgleich je nach Film die Textdichte äußerst unterschiedlich sein kann. Professionelle Übersetzer/Untertiteler erhalten ca. 8-10€/Filmminute. Bei einem 90-minütigen Film käme demnach ein Honorar von 900€ zusammen. Was zunächst nach viel Geld klingt, ist jedoch abhängig von der Auftragslage, außerdem sorgt ein zunehmender Preiskampf und der Wunsch der Auftraggeber möglichst günstige Untertitel in Auftrag zu geben in der Branche  für immer niedrigere Honorare.  Für die Übersetzung und Untertitelung eines Filmes wird Reglindis Helmer meist ein Bearbeitungszeitraum von ca. einer Woche vorgegeben, jedoch kann sich der zeitliche Aufwand je nach Art des Films (dialoglastig oder nicht) und Zusatzmaterial (ist ein Drehbuch oder Skript vorhanden?) mitunter sehr unterschiedlich gestalten.  Mitunter wird den Übersetzern/Untertitelern sogar weniger Zeit eingeräumt, weil die Untertitelung für eine kurzfristige Ausstrahlung oder Vorführung  innerhalb weniger Tage fertig sein muss. Zeitdruck und eine instabile Auftragslage erfordern von den freiberuflichen Untertitelern Flexibilität und eine hohe Belastungsfähigkeit.  Als alleiniges Standbein sei das Untertiteln und Übersetzen von Filmen jedoch nicht geeignet.

Der zweite Teil bestand in einer Einführung in die Schwierigkeiten des Japanisch-Deutsch-Übersetzens insbesondere im Bereich Filmuntertitelung. Anhand von Fallbeispielen machte sie deutlich, dass eine Untertitelung oftmals eine sehr pragmatische Entscheidung voraussetzt, da für einen Untertitel nur eine bestimmte Anzahl an Zeichen empfehlenswert ist. Komplizierte und lange Wörter bzw. Satzkonstruktionen sollen bei der Untertitelung vermieden werden, da sie den Lesefluss stören und vom eigentlichen Film ablenken. Eine detailgetreue Übersetzung ist daher oft nicht möglich. Der Übersetzer muss demnach entscheiden, welche Informationen für den Zuschauer wichtig sind und welche Teile nicht unbedingt übersetzt werden müssen. Das lesefreundliche Untertiteln geht über die genaue Wiedergabe des Inhalts.

Dies sind nur einige Punkte, die im Vortrag von Reglindis Helmer angesprochen wurden. Für den kompletten Vortrag ist es möglich bei Mai Umezaki (umezaki@phil.hhu.de) das Video als Datei zu erhalten.