Alle Artikel mit dem Schlagwort: Katastrophe

Lesebuch Fukushima

Perspektiven auf die Katastrophe von Fukushima, die weit über die deutsche Medienberichterstattung hinausgehen, bietet ein neues Buch, das von Studierenden der Japanologien Frankfurt und Leipzig zusammengestellt wurde: Gebhardt, Lisette; Richter, Steffi (Hg., 2013): Lesebuch „Fukushima“. Berlin: EB-Verlag. 24,80 Euro,  ISBN 978-3-86893-103-7. (Inhaltsverzeichnis und Leseprobe)

Fukushima-Filme zeigen Leben mit der Strahlung

Die Trauer um die Toten, der Verlust von Heimat, wirtschaftlicher Niedergang – die Katastrophe vom 11. März 2011 ist innerhalb kurzer Zeit im japanischen Film schon von vielen Seiten beleuchtet worden. Unter den japanischen Beiträgen bei der diesjährigen Berlinale beschäftigten sich die Spielfilme Kujira no machi, Tôkyô kazoku und Cold Bloom mit der Katastrophe. Die Atomkatastrophe und die verheerenden Folgen der austretenden Radioaktivität allerdings waren bisher nur im Bereich des Dokumentarfilms präsent (z.B. Nuclear Nation, Friends after 3.11, Radioactivists). Das hat sich jetzt geändert: Beim diesjährigen japanischen Filmfestival Nippon Connection in Frankfurt gab es gleich zwei Spielfilme, die sich mit der unsichtbaren nuklearen Bedrohung auseinandersetzen. Kibô no kuni („Land of Hope“) von Sono Sion spielt in einer Zukunft, in der in Japan erneut ein Reaktor zerstört wird. Durch die Protagonisten – ein altes Bauernpaar, ihren Sohn und dessen schwangere Frau – erlebt der Zuschauer Ausweglosigkeit und verzweifeltes Aufbäumen. Odayakana nichijô (int. Titel „Odayaka“) schildert in schlichten, alltagsnahen Bildern die Reaktionen der Menschen auf die Katastrophe irgendwo im Großraum Tokyo. Der Regisseur Uchida Nobutera konzentriert sich dabei …

Eine CD für Japan

„Benefiets for Japan“ – so lautet der Titel einer Doppel-CD, die das Leverkusener Label licht-ung zugunsten von Hilfsprojekten in Nordjapan herausgibt. Johannes Garbe hat 35 Künstler aus der ganzen Welt für dieses außergewöhnliche Projekt gewinnen können, so dass auf den beiden CDs eine sehr große Vielfalt versammelt ist. Die Stücke stammen alle aus der alternativen Musik-Szene und reichen von abstrakten Noise-Werken über Tanzbares bis hin zu Punkrock. Sogar eine japanische Berühmtheit ist vertreten: Der Acid-Folk-Sänger Tomokawa Kazuki, der seit den 1970er Jahren aktiv ist und mit Regisseuren wie Miike Takashi und Wakamatsu Kôji zusammengearbeitet hat. Einen Überblick über alle auf dem Album vertretenen Künstler und Titel gibt es hier. Die CD ist über licht-ung erhältlich und kostet 16 Euro, von denen je 5 Euro an das Rote Kreuz und an das Projekt „Heart on Coin“ gehen, das Schulen in den betroffenen Regionen unterstützt.

Letzte Berlinale-Nachlese: Senzo ni naru („Roots“)

Ohayô! Kyô mo ganbarimashô! „Guten Morgen! Lass uns auch heute unser Bestes geben!“   Dieser Satz, gerufen durch einen gelben Trichter, steht am Anfang des Dokumentarfilms Senzo ni naru 先祖になる („Roots“), der bei der Berlinale vorgestellt wurde. Die Stimme, die durch den Trichter schallt, gehört zu Satô Naoshi, dem mittlerweile 79-jährigen Protagonisten des Films, den der Regisseur Ikeya Kaoru über mehr als ein Jahr begleitet hat. Naoshi, der von seinem gesamten Umfeld vertraulich beim Vornamen genannt wird, hat am 11. März 2011 seinen Sohn durch den Tsunami verloren und das Aramachi-Viertel (in Rikuzentakata, Präfektur Iwate), in dem er lebt, wurde weitgehend zerstört. Das ganbarimashô zu Anfang legt schon den Grundton des Films fest: Es geht nicht in erster Linie um das Leid der Menschen oder um politische Intentionen, sondern um das Schicksal einer einzelnen Person, die mit einem beinahe schon aggressiven Optimismus der gewaltigen Zerstörung trotzt. Das mag auf manche verengt wirken – erwartungsgemäß kam von deutschen Zuschauern der Kommentar, dass sie die Thematisierung von Fukushima vermissten –, trifft in Japan aber sicher auch einen …

Japan auf der Berlinale 2013 / Cold Bloom

Die Auswirkungen der Katastrophe vom 11. März 2011 auf das Filmschaffen in Japan sind auch auf der diesjährigen Berlinale wieder sehr deutlich spürbar. Dass dieses Jahr nur fünf neue Filme aus Japan in Berlin vertreten sind – merklich weniger als in den Vorjahren – zeigt, dass die Filmindustrie sich nur langsam erholt. Drei der fünf Filme beschäftigen sich außerdem direkt oder indirekt mit der Katastrophe. Heute Abend feiert im Friedrichstadtpalast Yamada Yôjis neuer Film Tokyo Kazoku 東京家族 („Tokyo Family“) seine Premiere, ein Remake des Meisterwerks von Ozu Yasujirô. Ein gewagtes Projekt, auf das man gespannt sein darf. Funahashi Atsushi, der letztes Jahr seinen eindringlichen Dokumentarfilm „Nuclear Nation“ vorgestellt hat, präsentierte am Montag sein neues Werk Sakura namiki no mankai no shita ni 桜並木の満開の下に („Cold Bloom“), eine Liebesgeschichte, die sich in einer von dem Tsunami gebeutelten Region entfaltet.   „Cold Bloom“ ist aus einer Menge vielversprechender Zutaten zusammengemengt. Mit der Stadt Hitachi in Ibaraki-ken hat Funahashi Atsushi eine Location gefunden, an der sich vieles konzentriert: Die Zerstörung durch den Tsunami, der langsame Zerfall einer ehemaligen Keimzelle der …

Ulrike Ezold gewinnt Nachwuchs-Preis

Wir gratulieren unserer Studentin Ulrike Ezold, die mit einer Präsentation ihrer Bachelorarbeit den ersten Platz des Young Information Professionals (YIP) Award erreicht hat! In Ihrer Arbeit hat sich Ezold mit der Frage beschäftigt, wie der japanische Energiekonzern TEPCO in den zwei Monaten nach der Katastrophe im März 2011 den Internetdienst Twitter zur (Krisen-) Kommunikation genutzt hat. Dies aktuelle Brisanz der Forschungsarbeit und die souveräne Anwendung inhaltsanalytischer Methoden überzeugten die Jury. Ulrike Ezold, die im Nebenfach Informationswissenschaft studiert, präsentierte die Ergebnisse ihrer Studie auf der DGI-Konferenz zum Thema „Social Media & Web Science – Das Web als Lebensraum“, die am 22. und 23. März in Düsseldorf stattgefunden hat. Das Poster, in dem sie ihre Resultate visuell sehr ansprechend dargestellt hat, kann hier heruntergeladen werden. In ihrer Arbeit wertete Ulrike Ezold die Tweets, die der Konzern im Untersuchungszeitraum veröffentlicht hatte, inhaltlich aus und setzte sie zu offiziellen Pressemeldungen von TEPCO in Beziehung. TEPCO reagierte auf direkte Anfragen von Twitter-Nutzern (@-Messages) nicht, Informationen zum Atomkraftwerk in Fukushima fehlten lange völlig. Fast ausschließlich wurde über bevorstehende Stromausfälle informiert. Erst …

Ein Fukushima-Film von Iwai Shunji: „Friends after 3.11“

„Friends after 3.11“ von dem bekannten Independent-Regisseur Iwai Shunji ist eigentlich kein Film für die große Leinwand. Hauptsächlich zeigt er „talking heads“, das heißt Menschen die Fragen stellen – in diesem Fall sind das der Regisseur selbst und die Schauspielerin Matsuda Miyuki – und Menschen, die darauf antworten. Weil sich „Friends after 3.11“ aber mit der Katastrophe in Japan beschäftigt und der Film damit eine große Aktualität und Brisanz besitzt, hat es die Dokumentation dennoch auf die Berlinale geschafft. In Japan wurde der Film in einer anderen Version im Fernsehen gezeigt, ab 10. März lauft er auch im Kino. Es ist ein sehr breites Themenspektrum, das Iwai Shunji mit den Interviews anspricht, die er gemeinsam mit Matsuda Miyuki geführt hat, denn die Gesprächspartner könnten diverser nicht sein: Ein Teenie-Star in Schuluniform, der gegen Atomkraft protestiert, Professoren, den Vorsitzenen einer NGO, die sich gegen Selbstmord einsetzt, der Schauspieler Yamamoto Tarô, Journalisten und Regisseure. Viele sind enge Freunde des Regisseurs, der Film war Iwai ein großes Anliegen. Trotz dieser Vielfalt und Motivation bleibt der Ertrag jedoch leider …