Alle Artikel mit dem Schlagwort: Yamada Yôji

Yamada Yôjis Geschenk an sich selbst: Tôkyô Kazoku

Yamada Yôjis neuer Film Tôkyô Kazoku 東京家族 („Tokyo Family“), der am Mittwoch auf der Berlinale vorgestellt wurde, klingt zunächst mächtig schwergewichtig: Ein Film, mit dem der Regisseur das mittlerweile 50. Jahr seines Schaffens feiert, ein Remake von Ozus Meisterwerk Tôkyô Monogatari, und das auch noch zum 60. Jubiläum dieses Films, der 1953 erschienen ist. Allen Befürchtungen zum Trotz wurde es dann doch ein vergnüglicher Kino-Abend mit einem Film, dessen Drehbuch sehr nah am Original bleibt, aber seine ganz eigene Stimmung entwickelt, eine typische Yamada-Yôji-Stimmung mit vielen Momenten zum Schmunzeln und einigen zum traurig sein. Seine Qualität gewinnt Yamadas Film nicht aus einer Aktualisierung oder gar einem Einbezug virulenter gesellschaftlicher Tendenzen. Zwar wird auch das Leben der Familie Hirayama, die wir hier kennenlernen, ganz am Rande von der Katastrophe vom 11. März 2011 berührt, zwar bezeichnet sich einer der Söhne selbst als Freeter (wobei er als Bühnenbildner wohl eher der Kategorie „freier Künstler“ zuzuordenen wäre) – diese Elemente wirken jedoch eher wie Randbemerkungen, die Yamada notgedrungen fallen lässt, um nicht zu antiquiert zu wirken. Ansonsten hat sich nämlich für …

Berlinale Nachlese: Yamada Yōjis und Abe Tsutomus ‚Kyōto Story‘

Als die Moderatorin vor dem Beginn der Aufführung auf der Berlinale den Film „Tōkyō Story“ ankündigte, war der Versprecher nicht ganz unberechtigt. Schließlich hat Yamada Yōji bei Ozu Yasujiro gelernt und den Titel bewusst an dessen ‚Tōkyō Story‘ (1953) angelehnt. Dies weist auf ein durchgehendes Motiv von ‚Kyōto Story‘ hin, denn im Film und in dessen Produktion geht alles um die Weitergabe von Wissen und die Fortführung von Traditionen von einer Generation zur nächsten. ‚Kyōto Uzumasa Monogatari‘, so der japanische Originaltitel, ist aus einer Zusammenarbeit des Shōchiku Filmstudios und der Ritsumeikan Universität entstanden. Die Shōchiku Studios liegen in genau dem Viertel von Kyōto, das der eigentliche Star des Films ist: Uzumasa. Früher war es das Zentrum der japanischen Filmindustrie, wo die Shōchiku, Daiei und Tōei Studios waren und wo Klassiker wie ‚Rashomon‘ entstanden. Auch heute noch werden dort ab und zu Filme gedreht, wenn auch die heutige Filmindustrie ihr Zentrum in Tōkyō hat, und es gibt dort auch den ‚Tōei Uzumasa Eiga Mura‘ (Tōei Uzumasa Filmpark), der die Vergangenheit wieder aufleben lässt. Die Story dreht …

Berlinale-Nachlese: Otôto / Otouto

Yamada Yôji (79), vor allem bekannt als der Regisseur der Serie Otoko wa tsurai yo („Tora-san“), zeigte auf der diesjährigen Berlinale sehr große Präsenz: Mit Kyôto Uzumasa Monogatari („Kyoto Story“) und Otôto („About her brother“) stellte er gleich zwei Filme vor, er bekam die Berlinale-Kamera verliehen und stellte sich in einer Diskussionsrunde den Fragen der jungen Filmschaffenden des „Berlinale Talent Campus“. Otôto, der als Abschlussfilm bei der Preisverleihung gezeigt wurde, ist ein klassisches Familiendrama, das stark von Yamadas Wurzeln im japanischen Studiosystem geprägt ist. Als Yamada 2008 mit seinem Film Kâbei („Our Mother“) zur Berlinale aufbrach, erfuhr er noch auf dem Flughafen in Japan, dass sein Kollege Ichikawa Kon gestorben sei. „Ich war sehr traurig, Ichikawa war ein großes Vorbild für mich“, erklärte Yamada beim Berlinale Talent Campus. In Berlin habe er dann viel über Ichikawa nachgedacht und beschlossen, als Hommage an Ichikawa einen Film zu machen, der sich an dessen Otôto (おとうと, 1960) anlehnt. Bei Yamada wie Ichikawa geht es um das Verhältnis einer älteren Schwester zu ihrem jüngeren Bruder, einem rechten Taugenichts, der …