Alle Artikel mit dem Schlagwort: Filmfestival

Ein Fukushima-Film von Iwai Shunji: „Friends after 3.11“

„Friends after 3.11“ von dem bekannten Independent-Regisseur Iwai Shunji ist eigentlich kein Film für die große Leinwand. Hauptsächlich zeigt er „talking heads“, das heißt Menschen die Fragen stellen – in diesem Fall sind das der Regisseur selbst und die Schauspielerin Matsuda Miyuki – und Menschen, die darauf antworten. Weil sich „Friends after 3.11“ aber mit der Katastrophe in Japan beschäftigt und der Film damit eine große Aktualität und Brisanz besitzt, hat es die Dokumentation dennoch auf die Berlinale geschafft. In Japan wurde der Film in einer anderen Version im Fernsehen gezeigt, ab 10. März lauft er auch im Kino. Es ist ein sehr breites Themenspektrum, das Iwai Shunji mit den Interviews anspricht, die er gemeinsam mit Matsuda Miyuki geführt hat, denn die Gesprächspartner könnten diverser nicht sein: Ein Teenie-Star in Schuluniform, der gegen Atomkraft protestiert, Professoren, den Vorsitzenen einer NGO, die sich gegen Selbstmord einsetzt, der Schauspieler Yamamoto Tarô, Journalisten und Regisseure. Viele sind enge Freunde des Regisseurs, der Film war Iwai ein großes Anliegen. Trotz dieser Vielfalt und Motivation bleibt der Ertrag jedoch leider …

Berlinale-Nachlese: Kazoku X („Household X“)

Kazoku X ist einer der Filme, die den ungeübten Berlinale-Zuschauer auf die Geduldsprobe stellen: Man sieht, wie eine Frau die Wohnung sauber macht, die Platzsets auf dem Tisch akkurat ausrichtet, sich ein Glas Wasser einschenkt. Ein Mann im Anzug sitzt spät abends im Café und studiert Computer-Bücher. Ein junger Mann arbeitet nachts auf einer Baustelle und muss sich sagen lassen, dass er die Kehrbewegungen falsch ausführt. Die Kamera lässt sich sehr viel Zeit, eine dreiköpfige japanische Familie bei ihren täglichen Verrichtungen zu beobachen. Es gibt kaum Dialoge und keine Musik, die das alltägliche Nebeneinander der drei Menschen untermalen würde. Wie Kurosawa Kiyoshis Tokyo Sonata (2008) ist Kazoku X ein Film, der sehr deutlich zeigt, welche Auswirkungen mangelnde Kommunikation auf das Leben in einer Familie haben kann. Während sich in Tokyo Sonata die Familienmitglieder aber zumindest noch zum Essen an einen Tisch setzen, um sich anzuschweigen, kommt es in Kazoku X nicht ein einziges Mal dazu, dass Vater, Mutter und Sohn zusammen essen. Der Esstisch – eigentlich das Zentrum des Familienlebens – wird nur noch von …

21世紀 auf dem Filmfestival in Locarno

Nachdem es letztes Jahr eine große Anime-Retrospektive gab, fällt die japanische Beteiligung am Filmfestival von Locarno (4. bis 14. August) dieses Jahr gering aus: Nur ein in Japan produzierter Film wird zu sehen sein. Der eine Beitrag – 21世紀 (Englisch: „Intolerance Now“), das Erstlingswerk des Regisseurs Yamauchi Takahiro – verspricht jedoch Gutes, handelt es sich schließlich um einen Wettbewerbsbeitrag zum diesjährigen Pia Film Festival (noch bis 30. Juli), bei dem immer wieder herausragende Talente entdeckt werden. Auch Ishii Yuya, dessen Werk „Sawako decides“ dieses Jahr auf der Berlinale und beim Festival Nippon Connection großen Anklang fand, wurde von Pia entdeckt. Im Internet ist noch sehr wenig über die Handlung von 21世紀 zu erfahren, nur dass es sich um eine Art Familienportrait handelt. Das Line-up des diesjährigen Pia Filmfestivals wird hier vorgestellt – dort gibt es auch jeweils einen kurzen Ausschnitt aus den Filmen.