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Bachelor Plus 5 Questions

Die Akahata Shinbun und linker Journalismus in Japan

Weiter geht’s in unserer Interviewreihe mit den Studierenden des dritten BA+ Jahrgangs. Unser Studierender Cédric Klein interessiert sich für linken Journalismus in Japan – Grund genug für ihn, sich im Rahmen seines Bachelor-Plus Studiums während seines Aufenthaltes an der Ôsaka Daigaku einmal genauer mit der „Arbeitsweise linker Journalisten in Japan und deren Stellung in der japanischen Medienwelt am Beispiel der Akahata Shinbun“ zu befassen. Er schaffte es, den Kontakt zur Redaktion der Akahata Shinbun herzustellen und mit einigen der Journalisten Interviews zu führen. Im Anschluss an die Dreifach-Katastrophe in Fukushima gab es viel Kritik am Umgang des japanischen Pressewesens mit Informationen. Aktuell hat Ende 2013 das umstrittene neue Geheimhaltungsgesetz (himitsu hogo hô) für Aufsehen gesorgt. Wie die aktuellen Entwicklungen Einfluss auf die Arbeit der Journalisten der als sehr regierungskritisch geltenden Akahata Shinbun nehmen, hat Cédric Klein untersucht.

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Zentrale in Tôkyô

BA+: Herr Klein, warum haben Sie sich gerade die Akahata Shinbun für Ihr Projekt ausgesucht?

Ich interessiere mich generell für linken Journalismus. Doch gerade auch in Japan, wo man Bewegungen, die sich als „links“ bezeichnen, mit sehr viel Misstrauen begegnet, stellt sich die Frage, in welchem Ausmaß linker Journalismus möglich ist. So war die Akahata Shinbun, als Sprachrohr der Kommunistischen Partei Japans und größte linke Zeitung in Japan, mein Wunschpartner.

BA+: Wie haben Sie es geschafft, den Zugang zur Redaktion zu bekommen?

Zu Beginn bin ich mithilfe von Fujita-sensei an die Kontaktdaten eines Redakteurs der Zeitung gekommen. Es konnte ein Treffen verabredet werden, bei dem ich mich und mein Forschungsprojekt vorstellen konnte. Überzeugungsarbeit war hier der ausschlaggebende Punkt. Größtenteils lief die Kontaktaufnahme danach über Telefon und Mail, sodass es unabdingbar war, eine gewisse Routine für das Schreiben von Mails und das Führen von Telefonaten zu entwickeln. Da Journalisten immer sehr beschäftigt sind, war das Telefonieren das bevorzugte Kontaktmittel. Bei Mails kann man immer irgendwie ausweichen. Unnachgiebigkeit war, denke ich, zuletzt der Faktor, der die Journalisten der Akahata dazu verleitet hat, mich bei ihnen forschen zu lassen.

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Blick in die Redaktionsräume

BA+: Die Verabschiedung des sogenannten Geheimhaltungsgesetzes (himitsu hogo hô) Ende 2013 hat hohe Wellen geschlagen und auch Ihr Projekt beeinflusst. Können Sie uns kurz erklären, worum es bei dem Gesetz geht und was das für Ihr Projekt bedeutet hat?

no war_2Der Gesetzestext besagt letztendlich, dass die Regierung von nun an das Recht hat, jegliche Information als „Staatsgeheimnis“ zu klassifizieren. Eine derartige Information darf dann von Informationsmedien theoretisch der Öffentlichkeit nicht mehr offenbart werden, es sei denn man riskiert eine Freiheitsstrafe von mehreren Jahren. Dieses Gesetz ist allerdings ganz offensichtlich verfassungswidrig und demokratiefeindlich. Da die Akahata in ihren Artikeln eine sehr politische und regierungskritische Einstellung einnimmt, stellte sich mir die Frage, wie die Rezeption dieses sehr umstrittenen Gesetzes ausfallen würde. Auf diese Weise wollte ich einen Einblick in die aktuelle Berichterstattung der Zeitung gewinnen.

BA+: Normalerweise sind die Journalisten der Akahata Shinbun diejenigen, die andere interviewen, nun war es umgekehrt. Was für Interviewpartner waren denn die Journalisten?

Es waren Journalisten aus verschiedenen Ressorts. Ausschließlich Männer, verschiedenen Alters. Sie waren sehr interessiert an meiner Person und meinem Projekt und bereit über vieles zu reden, auch über die Fragen meines Interviewleitfadens hinaus. Ich hatte den Eindruck, dass diese Menschen diesen Beruf von ganzem Herzen ausüben. Das hat mich beeindruckt.

BA+: Wenn Sie zurückblicken – wie hat Ihnen das Bachelor Plus-Programm bei der Bearbeitung Ihres Projekts geholfen?

Durch Online-Kolloquien, die in der Regel zweimal im Monat stattfinden, ist man geistig immer bei seinem Projekt. Man kann es nicht verdrängen oder gar vergessen. Außerdem bekommt man immer ein Feedback zu seiner Forschungsarbeit, sodass man einschätzen kann, wie gut es um die eigene Forschung steht. Auch dass man während der Kolloquien die Projekte der anderen Ba+-Studierenden rezipiert, führt automatisch zu einer Art Spiegel-Effekt: Man reflektiert den eigenen Fortschritt und was man in Zukunft noch alles in Angriff nehmen sollte.

BA+: Dann wünschen wir Ihnen für die Zukunft und den weiteren Verlauf Ihres Projekts viel Erfolg! Herr Klein, vielen Dank für das Interview und für den Einblick in die Redaktion der Akahata Shinbun!

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